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DER KONSTRUKTEUR 1-2/2018

DER KONSTRUKTEUR 1-2/2018

KLARTEXT ALLES SMART,

KLARTEXT ALLES SMART, ODER WAS? MICHAEL BURGERT Produktmanager BLDC-Motoren, Dunkermotoren GmbH, Bonndorf im Schwarzwald Intelligente Komponenten bewähren sich schon lange, auch in der Sensor- und Aktuatorebene. Die Vernetzung intelligenter Komponenten im IoT-Kontext bietet eine deutliche Erweiterung der Möglichkeiten und wird den industriellen Bereich komplett durchdringen. Intelligente Komponenten, beispielsweise Elektromotoren, führen heute schon mit anderen vernetzten Komponenten autonom Aufgaben aus. Durch noch intelligentere Algorithmen können immer komplexere Aufgaben immer flexibler bewältigt werden. Gleichzeitig werden Prozesse transparenter, weil smarte Komponenten mehr Daten aufnehmen, diese bewerten und kommunizieren können. Die gewonnenen, qualitativ hochwertigen Daten helfen, aktuelle Prozesse zu optimieren und künftige Automatisierungsaufgaben besser zu planen. Intelligenz in allen Ebenen ist nicht nur sinnvoll, sondern absolut notwendig, um kommenden Entwicklungen gerecht zu werden. Immer mehr Komponenten, Systeme, Maschinen und Anlagen werden intelligent, verbinden sich mit dem Internet, senden Daten, erhalten sie, leiten sie weiter, kommunizieren. Aber wo ist Intelligenz überhaupt sinnvoll und nötig? INTELLIGENZ IN ALLEN EBENEN IST NICHT NUR SINNVOLL, SON- DERN ABSOLUT NOTWENDIG DIE INTEGRATION VON INTELLIGENZ HÄNGT VON DER TOPOLOGIE DER MASCHINE AB SPECIAL CHRISTIAN ZIEGLER Leiter Marketing & Product Management, SMC Pneumatik, Egelsbach Die Integration von Intelligenz hängt zunächst von der Topologie der Anlage/Maschine ab. Klar ist, dass die Produkte grundsätzlich intelligenter werden, doch erst mit der Vernetzung ergibt die Intelligenz einen Sinn. Somit muss eine durchgängige Vernetzung der Komponenten/Systeme möglich sein. Denn was nützt dezentrale Intelligenz, wenn sie nicht mit anderen Systemen kommunizieren kann? Bezogen auf unser Portfolio geht der Trend zu offenen Schnittstellen. Beispielsweise erweitern wir unser IO-Link-Programm stetig. Wir wollen hier eine Durchgängigkeit vom Sensor bis in die Cloud bieten. Die Intelligenz muss aber nicht ausschließlich im Produkt sein, denn um ein cyber-physikalisches Abbild zu erhalten, müssen Sie Ihre Produkte auch beschreiben. Welche Funktionen oder Merkmale haben diese? Ziel wird es sein, die komplette Produktion in ihren Fähigkeiten transparent zu haben, um diese wirklich effizient steuern zu können.

KLARTEXT DIPL.-ING. (FH) JOHANN EBERLE Marketing- und Vertriebsleiter, mayr Antriebstechnik, Mauerstetten Intelligenz und Sensorik in Kupplungen und Bremsen ist dann sinnvoll, wenn dadurch Funktions- und Betriebssicherheit erhöht werden können. Sicherheitsbremsen können über Sensoren oder sensorlos über den Spulenstrom überwacht werden. Ein Auswertemodul erkennt kritische Betriebszustände wie Übertemperatur, Verschleiß oder Fehlfunktionen und liefert damit wichtige Informationen, beispielsweise für die vorbeugende Wartung. Durch die Integration von Sensorik ist es jetzt auch möglich, das Bremsmoment zu beeinflussen und an wechselnde Betriebszustände anzupassen. Ein weiterer Schritt in Richtung höhere Sicherheit. Bei Kupplungen ist integrierte Sensorik sinnvoll, wenn die Höhe des übertragenen Drehmoments kontinuierlich gemessen und an die Steuerung gemeldet werden soll. Wenig Sinn macht aus unserer Sicht die Integration von Intelligenz in einfache verschleißfreie Übertragungselemente. IN UNSEREN PRODUKTEN IST INTELLIGENZ DANN SINNVOLL, WENN DURCH SIE FUNKTIONS- UND BETRIEBS SICHERHEIT ERHÖHT WERDEN KÖNNEN WERTVOLLER ALS DER INTELLIGENTE SENSOR IST DAS ZUSAMMEN- GEBRACHTE SENSOR- UND SYSTEMWISSEN DR. C. THOMAS SIMMONS Geschäftsführer, AMA Verband für Sensorik und Messtechnik e.V., Berlin Was mit einem smarten Sensor anzufangen ist, hängt entscheidend von der Kreativität, dem Wissen und der Intelligenz des anwendenden Entwicklers ab. Neben der Auseinandersetzung mit Messprinzipien sollte er sich über Fachzeitschriften und -messen informieren. Sensoren erweitern die Palette von Möglichkeiten, um in einem Projekt zuverlässig zu regeln, zu steuern, intelligente Funktionen zu integrieren, Komplexität zu verkapseln oder Kommunikation zu vereinfachen. Nur der Konstrukteur kann beurteilen, wann der Einsatz eines einfachen Sensors intelligenter wäre als der eines sogenannten Smart Sensor. Welcher Anteil der Systemintelligenz in der Steuerungseinheit realisiert werden kann und soll und wieviel in anderen Komponenten, beziehungsweise in den Sensoren selbst, lässt sich nicht pauschal vorhersagen, sondern hängt von der Applikation ab. Wertvoller als der intelligente Sensor ist das zusammengebrachte Sensor- und Systemwissen. Bild: AMA Verband/Oertwig DER KONSTRUKTEUR 1-2/2018 43