SPECIAL 3D-DRUCK UMDENKEN GEFRAGT SPECIAL Die additive Fertigung ist auf dem Weg in die serielle Produktion. Neben technischen Anforderungen ist der Wissensaufbau im Unternehmen entscheidend, um schnell das volle Potenzial der Technologie ausschöpfen zu können. Ein Umdenken ist gefragt, das in der Konstruktion beginnen muss. 80 DER KONSTRUKTEUR 6/2018
3D-DRUCK Der industrielle 3D-Druck ist eines der zentralen Elemente auf dem Weg hin zur digitalen Fabrik der Zukunft – und wird damit für viele Unternehmen zum Game Changer. Der Einsatz von neuen, innovativen Technologien hilft Unternehmen auf diesem Weg, zieht aber in der Regel auch Veränderungen im gesamten Unternehmen nach sich. Der Mensch – genauer die Transformationsfähigkeit von Managern und Ingenieuren – wird so neben der Technologie zu einem entscheidenden Erfolgsfaktor. Dieses Umdenken muss, wie so vieles, in der Konstruktion beginnen. OFFENHEIT IST VORAUSSETZUNG Grundvoraussetzung ist es, dass Konstrukteure offen für den industriellen 3D-Druck als serientaugliche Fertigungstechnologie sind. Das bedeutet, zu verstehen, welche Möglichkeiten die Technologie bietet, wo sie aber auch gegebenenfalls ihre Grenzen hat. Beispielsweise muss sich der Konstrukteur bereits zu Beginn bewusst sein, auf welchem 3D-Druck-System und mit welcher Ausrichtung im Bauraum er sein Bauteil fertigen möchte. Schon diese Überlegungen haben Auswirkungen auf den eigentlichen Konstruktionsvorgang. Dabei gilt es, die eigentliche Problemstellung nicht aus dem Blick zu verlieren: Was soll dieses Bauteil leisten können? Welches Ziel möchte das Unternehmen erreichen beziehungsweise welche Herausforderung konnte es durch den Einsatz konventioneller Fertigungsmethoden bisher nicht lösen? Zur Beantwortung dieser Fragen mittels Additive Manufacturing (AM) müssen Konstrukteure die Bereitschaft zeigen, sich dafür von über Jahre gewohnten Denkansätzen zu verabschieden. Denn bei konventionellen Fertigungsverfahren bestimmt die Fertigung, was konstruiert werden kann (manufacturingdriven design). Beim industriellen 3D-Druck hingegen bestimmt die Konstruktion die Fertigung (design-driven manufacturing). Das bringt erhebliche Freiheitsgrade mit sich – auch Bauteile mit innenliegenden Strukturen, Bauteil- und Funktionsintegration oder komplexe Geometrien sind kein Problem. Es ist also möglich, vom zu erreichenden Ziel auszugehen und das Bauteil dahingehend zu optimieren. Dieses Potenzial voll auszuschöpfen, ist nicht immer einfach. Autor: Florian Lassan, Application Development Consultant, EOS GmbH, Krailling bei München UNTERSTÜTZUNG BEI DER TRANSFORMATION Der Technologieanbieter im industriellen 3D-Druck EOS hat in den letzten Jahren die Erfahrung gemacht, dass Unternehmen im Zuge des 3D-Druck-Einsatzes und des dadurch entstehenden Transformationsprozesses im Unternehmen häufig noch Unterstützung brauchen – und hat daher mit „Additive Minds“ eine spezielle Beratungssparte gegründet. Auf Basis von über 300 betreuten Kundenprojekten haben die Additive-Minds-Experten dabei vier Phasen identifiziert, die Unternehmen bei der Einführung des industriellen 3D-Drucks typischerweise durchlaufen. Gerade die zweite Phase mit Fokus auf ein AM-Design ist für Konstrukteure entscheidend. DER KONSTRUKTEUR 10/2018 81
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