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DER KONSTRUKTEUR 11/2019

DER KONSTRUKTEUR 11/2019

03 An seinem zentralen

03 An seinem zentralen Standort in Hamburg führt Reyher permanent über 120 000 Artikel auf Lager – Dienstleistungen wie der 3D-Druck-Service RRP ergänzen das Angebotsspektrum die Kombination zweier Bauteile entstehe in diesem Fall eine Vereinfachung. erklärt: „Bei einem herkömmlichen Bauteil, das aus fünf, acht oder zehn Einzelteilen geschraubt, geschweißt oder genietet wurde, stellt man die Frage, ob alle Bauteile und Montageschritte überhaupt notwendig sind oder sich die Baugruppe technisch und wirtschaftlich zu einem einfacheren Produkt zusammenfassen und einfach drucken ließe.“ Ein Beispiel? „Stellen Sie sich ein Rohr vor, durch das ein Kolben läuft, wodurch eine hohe Reibungswärme entsteht“, sagt Lauf. „Das Rohr müsste mit einem weiteren System gekühlt werden. Wenn man die beiden Systeme zusammenlegt und eine Spirale in das Rohr konstruiert, kann die Kühlflüssigkeit hindurchlaufen.“ Durch ÜBERPRÜFUNG AUF TECHNISCHE UND WIRTSCHAFTLICHE MACHBARKEIT Das RRP-Team begleitet Kunden Schritt für Schritt von der Idee bis zum fertigen Bauteil. Auf Basis der CAD-Daten des Kunden entstehen Funktionsmodelle für den Versuchsaufbau. Der aktuelle Stand des zu optimierenden Bauteils lässt sich in jeder Entwicklungsphase drucken und hinsichtlich Design, Proportionen und Funktionalität überprüfen. Für den Druck in Kunststoff verfügt Reyher in Hamburg über einen eigenen 3D-Drucker, der nach dem Verfahren Fused Deposition Modeling (FDM) arbeitet. Hierbei wird das Werkstück Schicht für Schicht aus einem schmelzfähigen Kunststoff aufgebaut. Für den Druck von Metallteilen arbeitet Reyher dagegen mit Partnern zusammen. „Unser Netzwerk vergrößert sich hierbei stetig“, sagt Lauf. Hatte es anfangs noch eine Baugrößenbeschränkung gegeben, habe man inzwischen auch einen Partner gefunden, der beispielsweise Schrauben in der Größe M64×630 ermögliche. Auch wenn die Möglichkeiten der additiven Fertigung vielfältig sind, gilt es, wie bei jeder Technologie, auch beim 3D-Druck Grenzen zu beachten. „Die Konstruktion und das angedachte Material überprüfen wir möglichst am Anfang des Projekts mithilfe einer Software nicht nur auf technische, sondern auch auf wirtschaftliche Machbarkeit und nehmen bei Bedarf eine Optimierung vor“, sagt Lauf. Er merkt an, dass der Zeitaufwand für die eigentliche Fertigung derzeit – abhängig von Konstruktion und Nacharbeit – bei mindestens einem Arbeitstag liegt. PRODUKTE UND ANWENDUNGEN DIE WELT DER VERBINDUNGS- ELEMENTE HAT SICH GEWANDELT KLAUS-DIETER SCHMIDT, Geschäftsführer F. REYHER Nchfg. GmbH & Co.KG, Hamburg In der Fügetechnik liegen heute Aufgabenstellungen vor, die es vor wenigen Jahren noch nicht gab. Dabei handelt es sich um neuartige Produkte, die über das Standardangebot weit hinausgehen. Für eine gute Beratung ist das technische Know-how sehr wichtig und die Grundlage dafür, die Probleme der Kunden zu lösen. 64 DER KONSTRUKTEUR 11/2019

SOFTWARE & PROTOTYPING Vom Kick-off-Meeting zum Fertigbauteil Projektstart Engineering Prototypen- Druck Review- Meeting Druck des Fertigbauteils Optional: Serienfertigung Kick-off-Meeting Klärung des Bedarfs Festlegung des Projektumfangs/-ablaufs Erstellung der CAD-Modelle Reduktion der Komplexität und/oder des Gewichts Optimierung des Designs und der Montagetechnik Betrachtung der wirtschaftlichen und technischen Machbarkeit Druck des ersten Prototypen aus Kunststoff oder Metall Vom einfachen Ansichtsobjekt bis zum vollständig funktionsfähigen Bauteil mit beweglichen Elementen Kritische Betrachtung der erarbeiteten Modelle Auswahl der optimalen Lösung Technischer Bericht Festlegung des endgültigen Materials Herstellung eines hochwertigen Fertigbauteils für Langzeitversuche Bestimmung des wirtschaftlichsten Herstellungsverfahren Auswahl eines geeigneten Herstellers 02 Das RRP-Team begleitet Kunden bei allen Schritten vom Projektstart bis zum Druck des Fertigbauteils Um die Lehrenhaltigkeit – also die Einhaltung des nötigen Spiels des Gewindes der Schraube und der Mutter – zu gewährleisten, ist es nötig, die Schraube bzw. Mutter nach dem Druck nachzubearbeiten. Die erreichbare Genauigkeit (beispielsweise am Schraubenschaft) von ca. ±0,2 mm sei geringer als bei herkömmlichen Fertigungsverfahren wie Schleifen oder Fließpressen. Außerdem sei die Zugfestigkeit einer gedruckten Schraube nicht durchgängig mit der einer vergüteten Schraube vergleichbar, erklärt Lauf. SERIENFERTIGUNG DURCH KONVENTIONELLEN HERSTELLER Eine Serienfertigung mit 3D-Druck ist in der Fügetechnik daher beim heutigen Stand der Technik in der Regel noch nicht wirtschaftlich realisierbar. „Wenn es um die Serienfertigung geht, greifen wir als Handelsunternehmen daher auf einen Lieferanten aus unserem breiten Lieferantenstamm zu, der in der Lage ist, das Bauteil mit konventionellen Methoden wirtschaftlich zu fertigen“, sagt Schmidt. Bereits wenige Monate nach Start des neuen Dienstleistungsangebots kann Reyher ein großes Interesse am Markt verzeichnen. „Schon im ersten Monat nach Projektstart erhielten wir vier Anfragen. Dies bestätigt uns, für unsere Kunden das richtige Angebot entwickelt zu haben“, sagt Klaus-Dieter Schmidt. Der Reyher-Geschäftsführer erklärt dies mit einem Angebotsvakuum im Service für Entwicklungsaufgaben, das auch historische Gründe habe: „Vor 20 Jahren gab es in Deutschland viele Schraubenproduzenten, die über ein großes technisches Know-how verfügten und so auch die Beratungsleistungen an die Kunden erbrachten. Durch die Verlagerung der Produktionsseite, besonders bei Normteilen, nach Asien entstand auf Kundenseite ein Vakuum für technische Kompetenz und Beratung“, so Schmidt. Deshalb sei es Teil der Unternehmensstrategie, auch als Händler technisch ganz vorne mitzuspielen und die Rolle der ehemaligen hier ansässigen Hersteller zu übernehmen. Bilder: REYHER www.reyher.de • • •