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DER KONSTRUKTEUR 12/2016

DER KONSTRUKTEUR 12/2016

03 04 06 SUMMER OF

03 04 06 SUMMER OF ENGINEERING mit frei einstellbaren Festdrehzahlen und vielen integrierten Funktionen für fördertechnische Anwendungen. Das schaue ich mir bei Lenze in Extertal an. Rune Friis-Knutzen, zuständig für die strategische Produkt- und Marktentwicklung Elektromechanik, berichtet: „Eine der wichtigsten Anforderungen unserer Kunden ist die Einfachheit der Antriebe. Ziel ist es, die Engineering-Zeit schon bei den einfachsten Anwendungen drastisch zu reduzieren.“ „Der Kunde braucht meist kein Schweizer Messer, das alles kann, sondern wie ein Koch nur ein richtiges Messer, das funktionieren muss. Daher schneiden wir unsere mechatronischen Lösungen genau auf die Kundenapplikation zu.“ Zudem erfüllt der Smart Motor höchste Anforderungen an die Energieeffizienz und kann ganz bequem per Smartphone bedient werden. Die Smart Motor App ermöglicht so die einfache Parametrierung. Nutzt der Anwender ein Auslegungswerkzeug wie den Drive Solution Designer von Lenze, ergibt sich eine weitere Ressourcenschonung. Denn in der Auslegungsberechnung wird das Zusammenspiel von Motor, Getriebe und Umrichter mit seinem physikalischen Verhalten in 16 000 möglichen Kombinationen exakt nachgebildet, um bei jeder Drehzahl die volle Leistung nutzen zu können. „Wir bei Lenze nennen das Antriebsgrenzkennlinien“, erklärt Rune Friis-Knutzen und zeigt mir eingehend das Zusammenspiel von Motor und App. INTELLIGENZ FÜR DIE INTRALOGISTIK Wie Lenze die Modularität und damit Industrie 4.0 bereits im Projekt itsowl-IASI umgesetzt hat, erfahre ich bei Prof. Dr. Holger Borcherding, technischer Leiter der Abteilung Innovation: „Wir arbeiten an intelligenter Antriebs- und Steuerungstechnik für energieeffiziente Intralogistik, wie sie z. B. in Warenlagern zum Einsatz kommt.“ Ziel ist es, die Energieeffizienz von Antrieben in der Intralogistik deutlich zu verbessern. Es ist ein Baukasten mit verschiedenen Antriebslösungen entstanden, die in der Intralo gistik statt der „normalen“ Asynchronantriebe eingesetzt werden können. Die Besonderheit ist, dass die Komponenten völlig kompatibel zu marktüblichen Lösungen sind, mechanisch, elektrisch und funktional. „Und das hat jede Menge mit Industrie 4.0 zu tun, denn die Digitalisierung spielt eine wesentliche Rolle“, erklärt Prof. Borcherding. So liegt das Verbrauchsverhalten der Antriebs systeme bereits komplett in digitaler Form vor. Damit passt sich die Anwendung an die aktuellen Randbedingungen, wie Auslastung und Transportgewicht, automatisch und selbstoptimierend an und die energieoptimale Betriebsweise wird viel einfacher realisierbar. „Weiterhin ist die modellbasierte Regelung der Effizienzmotoren zu nennen. Auch hier ist Software von enormer Relevanz. Es gibt somit viele Einzelpunkte, die belegen, dass im Projekt itsowl-IASI Industrie-4.0-Antriebstechnologie entwickelt wurde“, so Prof. Borcherding. TOOLS PASSEN SICH BEDÜRFNISSEN AN Über Easy Engineering habe ich heute schon viel erfahren. Lenze bietet aber noch mehr: So unterstützen die Engineering-Tools den kompletten Lebenszyklus einer Maschine. Das teilt sich auf in die Phasen Planung, Entwicklung und Betrieb. „Um hier optimal zu unterstützen sind unsere Tools an die unterschiedlichen Aufgabenstellungen und Bedürfnisse aufgeteilt und ausgerichtet. D. h. maßgeschneiderte Werkzeuge orientiert an den Aufgaben des mechatronischen Engineerings und an den typischen Anwendungen des Maschinenbaus“, erklärt Olaf Götz, Produktmanager für Engineering-Tools, die Vorteile. Arbeitet ein Planer z. B. mit dem Antriebsauslegungstool „Drive Solution Designer“ oder online mit dem elektronischen Katalog „EASY Product Finder“, steht ihm die 64 DER KONSTRUKTEUR 12/2016

05 03 Die Auszubildenden werden bei Lenze schon frühzeitig auf Industrie 4.0 vorbereitet 04 Der Jonglator zeigt das Lenze-Baukastensystem 05 Olaf Götz (rechts) erklärt Dirk Schaar die Vorteile des Drive Solution Designers 06 „Nur die konsequente Modularisierung der Maschinen führt zum Erfolg“ – das weiß Dr. Thomas Cord (rechts) 07 07 Durch den Einsatz der FAST Application Software Toolbox bleibt mehr Zeit für wesentliche Aufgaben SPS-Programmierumgebung „PLC Designer“ zur Verfügung, in der er z. B. auch die FAST-Technologiemodule parametrieren kann. Der Inbetriebnehmer oder Servicetechniker hingegen nutzt den „EASY Starter“ für den schnellen Zugang zu den Geräten, um Einstellungen vorzunehmen oder eine Diagnose zu machen. „Wichtig ist, dass Informationen zwischen allen beteiligten Domänen während des Engineerings ausgetauscht werden. Wir bereiten uns darauf vor, an dieser Stelle für mehr Effizienz zu sorgen“, sagt Olaf Götz. So ist z. B. mit dem Drive Solution Designer (DSD) eine schnelle und effiziente Antriebsauslegung möglich, die die Anforderungen von Industrie 4.0 nach Modularität, Flexibilität und Losgröße 1 erfüllt. FÜR INDUSTRIE 4.0 GERÜSTET Zurück in Groß-Berkel, möchte ich mich noch in der Ausbildungswerkstatt umsehen, um herauszufinden, ob Industrie 4.0 hier auch schon angekommen ist – und mache erstaunliche Entdeckungen: Zwei Auszubildende zeigen mir einen Roboter, der in wenigen Sekunden einen Zauberwürfel wieder in die korrekte, farbliche Reihenfolge bringen kann. Und auch ein Elektroauto gehört hier zum aktuellen Lernstoff. „Die jungen Leute wachsen in einer digitalisierten Welt auf. Die Nutzung von Smartphone, Internet, Mobile Devices in allen Lebenslagen ist für sie selbstverständlich. So bringen sie größtenteils sehr viel Medienkompetenz in die Ausbildung ein. Wir knüpfen daran mit Fachwissen und Handlungskompetenz an. So werden die zukünftigen Fachkräfte für Industrie 4.0 gerüstet“, erklärt mir Ausbildungsleiter Bernd Kirsch. In der Ausbildungswerkstatt werden also die Grundlagen für Industrie 4.0 geschaffen. Es geht um Digitalisierung, um Vernetzung und industrielle Kommunikation. Das Grundprinzip und die wichtigsten Punkte werden den jungen Menschen näher gebracht und vor allem die Chance, Industrie 4.0 nach und nach weiter zu entdecken. Das geschieht u. a. mit digitalen Lernsystemen oder in Projekten, in denen Lenze- Produkte zum Einsatz kommen. „Ein großer Teil der Fachkräfte und Ingenieure kommt aus der Lenze-Ausbildung. Sie werden das Unternehmen zukünftig erfolgreich tragen und weiterbringen“, ist Bernd Kirsch sicher. PIONIERE SEIT 70 JAHREN Ein spannender Tag bei Lenze geht für mich zu Ende und eine Reise von 1947 bis in die Zukunft der industriellen Automatisierung. Seit fast 70 Jahren beschäftigt sich das Unternehmen aus Aerzen also mit der kontinuierlichen Weiterentwicklung des Gedankens einer flexiblen, kosteneffizienten Produktion durch ein höheres Maß von Automatisierung – sehr früh sogar als einer der Pioniere auch mit elektronischen, digitalen Methoden. „In der Produktion von morgen sind nun intelligente, selbstlernende Automatisierungssysteme gefragt, die bei uns bereits als zukunftsweisende Modellbausteine und Funktionseinheiten vorhanden sind“, resümiert Frank Maier. Lenze ist also schon ready for Industrie 4.0 – und das seit 1947! www.lenze.de VIDEO Was Industrie 4.0 für Lenze bedeutet, haben wir vor Ort auch im Video festgehalten und „gecheckt“. http://bit.ly/SOE16_lenze DER KONSTRUKTEUR 12/2016 65