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DER KONSTRUKTEUR 3/2016

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AKTUELL KOMMENTAR Von

AKTUELL KOMMENTAR Von Modularität bis zu Industrie 4.0 Ein Blick auf die Trends in der Getriebetechnik Die Anpassung von Drehmoment und Drehzahl an den jeweiligen industriellen Prozess macht bis heute in der Mehrzahl der Maschinen und Anlagen den Einsatz mechanischer Getriebe erforderlich. Getriebetechnik ist daher im weiteren Sinn auch Automatisierungstechnik. In der Kontinuität von immer höher, schneller und weiter lassen sich in der Welt der Getriebetechnik einige Trends ausmachen. Dipl.-Ing. Nils Zieglgänsberger, Leiter Strategisches Marketing, Sumitomo (SHI) Cyclo Drive Germany GmbH, Markt Indersdorf Die fortschreitende Spezialisierung zur präzisen Bedienung von Marktbedürfnissen führt zu einer kontinuierliche Diversifizierung der Maschinen und deren Anwendungen. Bis vor einigen Jahren waren standardisierte und modular aufgebaute Getriebeserien, kombinierbar mit einigen Optionen, ein geeignetes Rezept für ein erfolgreiches Geschäftsmodell. Zusätzlich bedarf es heute auch eines tiefen Verständnisses für die jeweilige Anwendung und im Ergebnis einer anwendungsspezifische Antriebslösung. Getriebetechnik ist Automatisierung in Reinstform. Längst sind mechanische Getriebe und Elektromotoren als funktionelle Einheit kommodifiziert und in Kombination mit Umrichtern und Steuerungen lassen sich ganze Produktions- anlagen automatisieren. Die Verbindung aus elektrischer und mechanischer Antriebstechnik geht jedoch weiter. So werden zum Beispiel – basierend auf hochgradig kompakten Cycloidgetrieben – in Werkzeugmaschinen für die diversen Positionierungsaufgaben Präzisions-Getriebemotoren mit der zugehörigen Steuerung einziehen. Treiber sind hier erneut die Kunden, welche sich in erster Linie auf die Funktion der Maschine als Ganzes konzentrieren. Anstelle sich mit der Integration vieler Einzelkomponenten und deren diversen Schnittstellen abzuarbeiten, greifen sie gerne auf eine umfassende Antriebslösung vom Spezialisten zurück. Hinzu kommen mit der Vernetzung die Möglichkeiten der sogenannten Industrie 4.0 oder auch dem Internet der Dinge. Hier zeichnen sich zwei wesentliche Trends ab: zum einen wird der lösungsorientierte Ansatz für Antriebe um einen Baustein erweitert. Mit der Information über das individuell zu fertigende Produkt werden Motoren und Getriebe entsprechend angesteuert. Die Komplexität der Antriebslösung nimmt dabei erheblich zu und die Getriebetechnik ist Automatisierung in Reinstform Anzahl der Schnittstellen zwischen Anwender und Antriebshersteller steigt. Die Schnelllebigkeit der Software und Halbleiterindustrie macht eine individuelle Betreuung der Anwender erforderlich, erhöhen aber auch die Kundenbindung. Und was erreichen wir damit? Nichts geringeres als die Abschaffung eines Grundsteins der Automatisierung: Weg vom Einheits-Massenprodukt hin zum massenhaft herstellbaren Individualprodukt. Zum anderen funktioniert das Internet der Dinge bidirektional. Auch die Antriebe geben Auskunft über ihren Zustand und fordern rechtzeitig wartungsbedingte Maßnahmen an. In der Getriebetechnik wird der Erhöhung des Gesamtwirkungsgrades ein hoher Stellenwert eingeräumt. Entsprechend werden Diagnosesysteme nachgefragt. Für den Maschinen- und Anlagenhersteller als Hauptabnehmer von Antriebs- und Getriebetechnologie steht primär die Sicherstellung der Funktionalität im Vordergrund – zu möglichst günstigen Kosten. Dies hat dazu geführt, dass der Gesetzgeber bei Elektromotoren auf globaler Ebene Vorschriften zu Effizienzklassen erlassen hat. Ein analoges Stufenmodell wird auch für Getriebemotoren zur Anwendung kommen. Mittel- bis langfristig werden Schneckenradgetriebe durch hocheffiziente Hypoidantriebe substituiert. Die weiter verschärften Effizienz-Regelungen zu Asynchronmotoren werden zu einem vermehrten Einsatz von Permanentmag netmotoren führen. Für die Hersteller von Antriebstechnik gilt es, Trends wie Diversifizierung, Solutionising, Vernetzung und Effizienz nicht nur zu folgen, sondern diesen Wandel aktiv mitzugestalten und voranzutreiben. Der globale Markt für Automation ist mit seinen jährlich ca. 90 Mio. USD und einem Wachstum von ca. 8 % so groß, dass zur erfolgreichen Umsetzung dieser Trends einen klare Ausrichtung erforderlich ist. Ein weiterer Trend ist demnach auch die Spezialisierung der Hersteller von Antriebstechnik an sich. www.sumitomodrive.com 6 Der Konstrukteur 3/2016

AKTUELL Wilhelm Herm. Müller feiert 100-jähriges Jubiläum Es gibt nicht viele Unternehmen, die zwei Weltkriege, eine Weltwirtschaftskrise, die Ölkrise und vieles mehr überdauert haben. Das Unternehmen Wilhelm Herm. Müller aus Garbsen bei Hannover ist eines davon. Vor genau 100 Jahren, im Januar 1916, gründete Wilhelm Hermann Müller das gleichnamige Unternehmen, das heute nationale und internationale Kunden mit mechanischen Antriebselementen, Schwerpunkt Zahnriementechnik, sowie mit Gummi- und Kunststoff-Produkten beliefert. Die Kombination aus mehreren Jahrzehnten Erfahrung in der Antriebstechnik und auf dem Gebiet der Zugmittelgetriebe, der langjährige internationale Vertrieb und die enge Vernetzung mit Zahnriemenherstellern bis in die Konstruk tionsabteilungen hinein ermöglichen Müller eine hohe Entwicklungskompetenz und einen schnellen Service vor Ort. Zum Jubiläum blicken die beiden Geschäftsführer Michael Ellinger und Ulrich Roßner mit ihren 100 Mitarbeitern nicht nur auf eine erfolgreiche Firmengeschichte zurück, sondern auch in eine positive Zukunft. www.whm.de Schmersal Gruppe gründet Geschäftsbereich für Dienstleistungen Unter der Bezeichnung „tec.nicum“ hat die Schmersal Gruppe zum 1. Januar 2016 einen eigenständigen Geschäftsbereich Dienstleistungen gegründet. Er besteht aus überwiegend zertifizierten Functional Safety Engineers, die ein weltweites Beratungsnetzwerk bilden. Die „tec.nicum“-Experten beraten Maschinenhersteller und -betreiber in allen Fragen der Maschinen- und Arbeitssicherheit. Darüber hinaus planen und realisieren sie rund um den Globus komplexe Sicherheitslösungen in enger Zusammenarbeit mit den Auftraggebern – vom ersten Bleistiftstrich als Co-Engineer bis hin zur vollständigen Integration als Turnkey Solution. „Schmersal bietet neben einem umfangreichen Komponentenprogramm ganzheitliche Komplettlösungen für die Maschinensicherheit. Dieses Angebot wird jetzt durch die umfassenden Safety Services des ‚tec.nicums‘ komplettiert“, erklärt Jörg Schreiber (Bild), Director Strategic Market Development bei Schmersal. Bereits in der Vergangenheit hat die Schmersal Gruppe ihre Kunden umfassend beraten und anspruchsvolle Projekte der Maschinensicherheit begleitet. Mit dem neuen Geschäftsbereich werden die Serviceleistungen nun neu strukturiert und zielgerichtet weiter ausgebaut – insbesondere auf internationaler Ebene. www.tecnicum.com Die Denkfabrik der Industrie 4.0: Research & Technology. Energieforschung, Adaptronik, Bionik und mehr – live erleben! 25.– 29. April 2016 ▪ Hannover ▪ Germany hannovermesse.de