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DER KONSTRUKTEUR 3/2021

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DER KONSTRUKTEUR 3/2021

DIGITALE

DIGITALE PRODUKTENTWICKLUNG MEHR KOLLABORATION – MEHR EFFIZIENZ SPECIAL Jederzeit und von überall aus gemeinsam an Projekten arbeiten: Dank der zunehmenden Möglichkeiten der Vernetzung entstehen neue Formen der Kommunikation über die Grenzen des eigenen Unternehmens hinaus. Das Ergebnis sind kollaborative Workflows und alternative Formen des Austauschs mit Kunden, Lieferanten und Partnerunternehmen. Wie genau verändert Social Collaboration den Konstruktionsprozess? Im Bereich des Digital Engineering wird Kommunikation als grundlegendes Element der Wertschöpfung verstanden. Gerade in der Konstruktion bieten Austausch und Vernetzung über die eigenen Unternehmensgrenzen hinaus Chancen für weiteres Wachstum. Dank der permanenten Zugänglichkeit von Konstruktionsentwürfen gewinnt der Abstimmungsprozess an Effizienz und Flexibilität. Die unternehmensübergreifende Kollaboration im Rahmen des Digital Engineering, wie beispielsweise der digitale Austausch zwischen Lieferant und Produzent oder Produzent und Kunde, hat sich daher bereits etabliert. RESSOURCEN SPAREN Bei Social Collaboration geht es jedoch nicht ausschließlich um die gemeinsame Verwaltung von Arbeitsdaten. Branchenverändernd ist vor allem der Gedanke, durch den Austausch von Expertise, Informationen und 3D-Daten Ressourcen zu sparen und gleichzeitig Projekte größerer Dimensionen bearbeiten zu können. Im modernen Maschinenbau zeigen sich zahlreiche Ansätze für eine Effizienzsteigerung durch kollaborativen Austausch: Optimierte Workflows ermöglichen es, bestehende Konstruktionen einfach zu modifizieren, zu erweitern und zu skalieren. Dadurch erhält jeder Nutzer jederzeit Zugang zu freiem Wissen und Teil- oder Basiskonstruktionen, die wiederum durch andere Nutzer zur Verfügung gestellt wurden. So können letztlich auch Aufträge von größerem Volumen, mit vielen Konstruktionsvarianten oder detaillierterer Spezifikation ausgeführt werden. EXTERNE SPEZIALISTEN HERANZIEHEN Je höher die Komplexität einer projektbasierten Tätigkeit oder einer spezifischen Problemstellung ist, desto größer ist der Bedarf an fachspezifischer Expertise. Angesichts stetig wachsender Anforderungen an technische Konstruktionen wird es immer häufiger erforderlich, auf die Ressourcen externer Spezialisten und Konstrukteure zurückzugreifen. Diese müssen jedoch nicht an einem bestimmten Standort präsent sein. Die Öffnung von internen Innovationsprozessen ist daher ein zentraler Kerngedanke der Social Collaboration. Nutzt ein Unternehmen aktiv und strategisch Kapazitäten von außen, um Projekte umzusetzen, spricht man von Open Innovation. Diese Form der Kooperation findet heute häufig über Online-Plattformen statt. Dadurch gewinnen die Beteiligten an Flexibilität, da sie nicht auf einen bestimmten Arbeitsplatz beschränkt sind. Darüber hinaus entstehen aus fachspezifischen Communitys langfristig interdisziplinäre Allianzen, die voneinander lernen und miteinander wachsen. ONLINE-PLATTFORM FÖRDERT WISSENTRANSFER Zu den ersten derartigen Lösungen zählt unter anderem Kitunit, eine Online-Plattform, auf der Wissenstransfer, Austausch und Kollaboration unter Konstrukteuren gefördert werden. Das Corporate Start-up von Item Industrietechnik ermöglicht einen schnellen und unkompli- 40 DER KONSTRUKTEUR 2021/03 www.derkonstrukteur.de

DIGITALE PRODUKTENTWICKLUNG 02 SOCIAL COLLABORATION KANN ZU EINEM WICHTIGEN INNOVATIONS- TREIBER WERDEN zierten Austausch mit Experten zu Konstruktionsthemen in den Bereichen Maschinenbau und Betriebsausstattung. Nutzer können im Forum technische Fragen stellen und erhalten direkt Antworten von anderen Community-Mitgliedern. Wenn es mehrere Antworten auf eine Frage gibt, bleiben diese im System als mögliche Alternativlösungen hinterlegt. So baut sich durch die lebendige Community eine ständig wachsende Wissensdatenbank auf. Zusätzlich zu dem Frage-Antwort-Forum bietet Kitunit eine Vielzahl von 3D-Vorlagen an. Das sind sowohl Konstruktionen für die Weiterverwendung in CAD- Programmen als auch kollaborativ nutzbare Vorlagen im Item Engineering Tool. Im Gegensatz zum Großteil der CAD-Vorlagen, die man im Internet findet, handelt es sich dabei nicht um Einzelteile oder Unterbaugruppen, sondern um komplette Lösungen. Nutzer haben auch die Möglichkeit, eigene Entwürfe zu veröffentlichen und somit eine Vielzahl von Vorlagen miteinander zu teilen. Die beiden Wertangebote – Forum und Vorlagen – ergänzen sich zu einer wachsenden Wissensdatenbank und Konstruktionsbibliothek. Das ermöglicht eine erhebliche Zeitersparnis bei komplexen Konstruktionsaufgaben. DIE EIGENEN MITARBEITER EINBEZIEHEN Natürlich sind Software-Lösungen unentbehrlich, um ein digitales Mindset und Workflows wie Social Collaboration in bestehende Unternehmensstrukturen zu integrieren. Doch es braucht noch weit mehr: Soziale und unternehmenskulturelle Innovationen sind ebenso wichtig wie technische. Die digitale Transformation ist eine ganzheitliche Aufgabe – alle Mitarbeiter des Unternehmens sollten partizipieren und profitieren. Dazu ist es wichtig, den eigenen Mitarbeitern die Möglichkeit zu geben, sich neue Tools und Tätigkeiten 01 eigenverantwortlich und schrittweise zu erschließen. Innovation ist ein wichtiges Aufgabenfeld in modernen Unternehmen. Lernbereitschaft und Kreativität zu fördern kann daher Wettbewerbsvorteile einbringen. Digital Engineering bietet große Chancen und Potenziale im Maschinenbau. Insbesondere Social Collaboration kann zu einem wichtigen Innovationstreiber werden. Es lohnt sich daher, die entsprechenden Tools und Plattformen frühzeitig im eigenen Unternehmen anzubieten und zu nutzen. Dabei gilt es, die eigenen Mitarbeiter aktiv einzubeziehen, denn sie sind die Treiber von strukturellen Veränderungen im Unternehmen. Gelingt die Integration eines Kollaborationstools, nimmt die Effizienz im Konstruktionsprozess dank eines kontinuierlichen Wissensaustausches deutlich zu. Alle Beteiligten profitieren über Unternehmensgrenzen hinweg vom Know-how der anderen und können dadurch einzelne Schritte vereinfachen. Bilder: item Industrietechnik GmbH www.item24.com 01 Bei Social Collaboration geht es neben der gemeinsamen Verwaltung von Arbeitsdaten vor allem um den Austausch von Expertise, Informationen und 3D-Daten-Ressourcen 02 Um ein digitales Mindset und Workflows wie Social Collaboration in bestehende Unternehmensstrukturen zu integrieren, muss man nicht nur technischen, sondern auch sozialen und unternehmenskulturellen Innovationen gegenüber offen sein www.derkonstrukteur.de DER KONSTRUKTEUR 2021/03 41