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DER KONSTRUKTEUR 4/2017

DER KONSTRUKTEUR 4/2017

ANTRIEBSTECHNIK

ANTRIEBSTECHNIK VORSPRUNG DURCH MECHATRONIK Mit dem neuen intelligenten Getriebemotor g350 hat Lenze einen spitz auf die Belange der Behälterfördertechnik ausgelegten Antrieb konzipiert. Mit dem durch und durch mechatronischen System hat der Spezialist für Motion Centric Automation den mechatronischen Entwicklungsansatz konsequent und nutzenbringend umgesetzt. PRODUKTE UND ANWENDUNGEN Der bisher übliche Ansatz im Maschinenbau ist ja nicht wirklich schlecht: Man kombiniere einzelne Standardprodukte zu einem zur jeweiligen Anwendung einigermaßen passendem Ganzen. Und sicherlich wird die Lösung verlässlich funktionieren, eine hohe Verfügbarkeit an den Tag legen und zu einem adäquaten Preis zu haben sein. Doch diese Vorgehensweise schafft etwas, „was nur einigermaßen gut passt“ – aber eben nicht perfekt. Viele mechatronische Antriebslösungen sind in den letzten zehn Jahren auf ähnliche Weise entstanden. Damit lässt sich jedoch das Potenzial, das im ureigenen Mechatronikgedanken steckt, bei ehrlicher Betrachtung höchst selten vollständig ausschöpfen. Eins und eins sind zwei – aber auch nicht mehr. Intelligent umgesetzt kann die Mechatronik jedoch mehr. STECKEN GEBLIEBEN? Warum ist die Mechatronik in ihrer Evolution scheinbar nicht so richtig weiter gekommen? Die Frage lässt sich anhand typischer Getriebe-Motor-Kombinationen gut beantworten. War der erste mechatronische Entwicklungsschritt zunächst davon gekennzeichnet, den Motor direkt mit dem Getriebe zu verbinden, entwickelt sich dieser Ansatz dahingehend, auch die Antriebselektronik zu integrieren. Das Resultat waren bei Lenze z. B. Lösungen wie die Verbindung aus Getriebemotor und dezentralem Frequenzumrichter 8200 Motec. Autor: Klaus Dierkes, Lenze SE, Hameln Der Erfolg einbaufertiger Kombinationen aus Elektromechanik und Elektronik bestand in der Vergangenheit vor allem darin, dass aufgrund hoher Schutzarten keine Schaltschränke mehr notwendig waren und die Einheiten über die Feld- und Energiebusanbindung IN DER MECHATRONIK REICHT ES NICHT, AUS EINS UND EINS EINFACH ZWEI ZU MACHEN vor allem in weit ausgedehnten Förderanlagen Vorteile hatten. An erster Stelle sind die Einsparungen bei der Installation zu nennen, weil mit den dezentralen Antriebslösungen auf die aufwändige Sternverdrahtung verzichtet werden konnte. Auch wenn im Weiteren die Integration von Intelligenz in Form von Software den Mechatronikgedanken scheinbar komplettierte, blieb es – provokant ausgedrückt – immer noch dabei, dass der Mehrwert recht gering ausfiel. Dreimal eins sind drei. STANDARDKOMBINATIONEN SETZTEN GRENZEN Welche Ursachen liegen dieser These zugrunde? Indem das Entwicklungsziel vornehmlich darin bestand, Motor, Antriebselektronik und Softwareintelligenz zu verschmelzen, ist dieses auf Grundlage von Standardkomponenten erfolgt. Ein Normmotor mit 0,25 kW Leistung bekam einen 0,25 kW Frequenzumrichter auf den Klemmenkasten gesetzt – fertig war der mechatronische, 20 DER KONSTRUKTEUR 4/2017

01 01 Der neue Getriebemotor g350 ist eine integrierte Einheit aus Kegelradgetriebe und intelligentem Motor In 12.603 Baugrössen aus dem Shop drehzahlveränderliche Getriebemotor. Hierbei wird jedoch übersehen, dass die Anwendungen möglicherweise ganz andere Anforderungen an solche Antriebslösungen stellen. Gerade in der horizontalen Fördertechnik kann so ein Normmotor durchaus die perfekte Wahl sein – aber vielleicht besser zusammen mit einem Umrichter, der 1,1 kW Leistung liefert, um die Losrechmomente beim Anfahren verlässlich zu beherrschen. Dieses knappe Beispiel zeigt anschaulich, dass die Mechatronik mehr erfordert, als das Zusammenfügen einzelner Komponenten. Ohne Frage: Die können für sich allein genommen durchaus perfekt gebaut sein. Nur macht eben ein toller Motor mit einem tollen Umrichter zusammen noch keinen tollen mechatronischen Antrieb. AUF DIE LÖSUNG ZUGESCHNITTEN SCHAFFT VORSPRUNG Lenze ist vor diesem Hintergrund dazu übergegangen, parallel zum eigenen Anspruch an die weitreichende Standardisierung einer Antriebs- und Automatisierungsplattform, spitz auf eine Anwendung zugeschnittene Lösungen zu bauen. Hierbei handelt es sich eben nicht um die Weiterentwicklung einzelner Komponenten, sondern um ein Füreinander-Entwickeln. Dieser mechatronische Ansatz hat zwei wesentliche Konsequenzen. Die Hersteller von Antriebs- und Automatisierungstechnik müssen sich hin und wieder davon verabschieden, mit Standardprodukten spezielle Anforderungen perfekt umsetzen zu können. Das universelle Schweizer Messer hat ohne Frage seinen Wert, verlangt der Spitzenkoch aber nach einem perfekten Werkzeug, dann muss der Griff zum Spezialmesser kommen. Eine Lösung, die präzise auf eine Aufgabe zuge­ www.federnshop.com (+49) 07123 960-192 federnshop.com Info Katalog Berechnung Anfrage Blog