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DER KONSTRUKTEUR 4/2017

DER KONSTRUKTEUR 4/2017

KONSTRUKTIONSELEMENTE

KONSTRUKTIONSELEMENTE KOMPROMISSLOS KOMPROMISSLOS UNTERBRECHEN UNTERBRECHEN PRODUKTE UND ANWENDUNGEN Autor: Thomas Schmid, E-T-A Elektrotechnische Apparate GmbH, Altdorf 92 DER KONSTRUKTEUR 4/2017

KONSTRUKTIONSELEMENTE Wer Geräte und Maschinen in einphasigen Wechselstromnetzen an Steckdosen betreiben will, muss diese aus Sicherheitsgründen in aller Regel mit zweipoligen Geräteschaltern ausstatten. Nur zweipolige Ein-/Ausschalter unterbrechen beim Ausschaltvorgang den stromführenden Phasenleiter verlässlich. Auch für Schmelzsicherungen und Schutzschalter gilt: Nur zweipolige Ausführungen unterbrechen den Phasenleiter kompromisslos. Für den Anschluss privater Haushalte sind in Deutschland sogenannte TN-Netze nach dem TN-Prinzip mit separaten PE-Leitern (Schutzleitern) üblich. Steckdosen in diesen Netzen verfügen über drei Anschlussklemmen für Phasenleiter, Neutralleiter (Nullleiter) und PE-Leiter. Heikel in diesem Trio ist der Phasenleiter, denn er führt Spannung und bringt somit den Strom ins Haus. Wer ihn berührt, bekommt einen elektrischen Schlag. Der Neutralleiter dagegen liegt in aller Regel auf Erdpotenzial und ist dadurch ungefährlich bei Berührungen. Vom Schutzleiter geht per Definition keine Gefahr aus. Wer also sicherstellen will, dass ein Gerät oder eine Maschine nach der Benutzung hundertprozentig spannungsfrei ist, muss beim Ausschaltvorgang den stromführenden Phasenleiter unterbrechen. Unterbricht ein einpoliger Geräteschalter beim Ausschalten den Phasen- oder den Neutralleiter? Wenn das Gerät oder die Maschine an einer Haushaltsteckdose läuft, so kommt es darauf an, wie der Stecker in der Dose sitzt. Da der Stecker sich jederzeit um 180° drehen lässt, wird deutlich, dass es nur eine 50/50-Chance gibt, beim Abschalten den Phasenleiter zu erwischen. Damit ist ebenfalls klar: Nur ein zweipoliger Geräteschalter unterbricht den stromführenden Phasenleiter verlässlich. Anders stellt sich die Situation bei fest installierten Verbrauchern dar. Wird der Phasenleiter hier über einen einpoligen Schalter geführt, ist das abgeschaltete Gerät anschließend sicher stromlos. Allerdings bleibt auch hier ein Restrisiko. Denn wer garantiert in der Praxis eine korrekte Verkabelung? Aus diesem Grunde müssen z. B. auch fest installierte medizinische Geräte wie Zahnarztstühle mit zweipoligen Geräteschaltern ausgestattet sein. EINPOLIGER ODER ZWEIPOLIGER ÜBERSTROMSCHUTZ? Fehlbedienungen, Montage-/Instandsetzungsfehler oder auch Alterungseffekte können in Geräten, Maschinen und Anlagen Überströme bewirken. Werden sie nicht rechtzeitig abgeschaltet, beginnen sie unaufhaltsam mit ihrer Zerstörung. Sie erhitzen Kabel, Leitungen und Wicklungen so stark, bis diese schließlich durchbrennen. Im schlimmsten Fall geraten Verbraucher dadurch sogar in Brand. Dann geht nichts mehr. Geräte, Maschinen und Anlagen stehen erst mal still und müssen repariert werden. Sofern dies überhaupt technisch möglich oder wirtschaftlich ist. Schmelzsicherungen und Schutzschalter sorgen dafür, dass es soweit erst gar nicht kommt. Wie ein Airbag im Auto schlummern sie zwar die meiste Zeit im Verborgenen, wenn es brenzlig wird, haben sie jedoch blitzschnell alles unter Kontrolle und schalten zerstörerische Überströme zuverlässig ab. In der Praxis findet man bei Wechselstromverbrauchern typischerweise folgende drei Absicherungskonzepte: ABSICHERUNGSKONZEPT NUMMER 1: Absicherung mit einer Schmelzsicherung oder einem einpoligen Schutzschalter. Im ABSICHERUNGSKONZEPT NUMMER 1 ABSICHERUNGSKONZEPT NUMMER 2 MIT SCHMELZSICHERUNG MIT EINEM EINPOLIGEN SCHUTZSCHALTER MIT ZWEI SCHMELZSICHERUNGEN MIT ZWEI EINPOLIGEN, NICHT GEKOPPELTEN SCHUTZSCHALTERN Netz ˜ Netz ˜ Netz ˜ Netz ˜ 01 Last Last Last Last 02 01 Absicherung mit einer Schmelzsicherung oder einem einpoligen Schutzschalter 02 Absicherung mit zwei Schmelzsicherungen oder mit zwei einpoligen Schutzschaltern DER KONSTRUKTEUR 4/2017 93