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DER KONSTRUKTEUR 4/2021

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DER KONSTRUKTEUR 4/2021

REPORTAGE ALLES

REPORTAGE ALLES ANDERS Normalerweise sitzt Daniel Konrad tagsüber in einem Großraumbüro mit 22 Kollegen und arbeitet als technischer Projektleiter bei dem Hydraulik-Spezialisten Herbert Hänchen im Fachbereich Sondermaschinenbau Ratio-Drive. Seine drei Kinder im Alter von 6, 5 und 3 Jahren sind dann in der Schule oder im Kindergarten. In der Corona-Zeit ist jedoch alles anders … Im zweiten Lockdown ist Daniel Konrads Präsenz bei Hänchen gefragt; die Abstimmung mit den Kollegen, die vor Ort sind, geschieht unter Einhaltung der Hygienebestimmungen MENSCHEN UND MÄRKTE Dass Hydraulik zu seinem technischen Schwerpunkt werden sollte, ahnte Daniel Konrad während des Maschinenbau-Studiums bis hin zum Master an der Hochschule Offenburg nicht. Hydraulik war dort, wenn überhaupt, nur eine Randnotiz. Doch während seiner Tätigkeit bei einem Hersteller für Flughafenbodengeräte rutschte er durch eine frei gewordene Stelle genau in diesen Bereich und absolvierte noch in der Abendschule den Fachingenieur für Hydraulik an der Hochschule in Ulm. Nach sieben Jahren Konstruktion von Flughafenbodengeräten bewarb sich der heute 35-jährige auf eine Stelle als Hydraulik-Konstrukteur bei Hänchen, kam dann aber in den Bereich Ratio-Drive. Das ist viel mehr als Hydraulik. Denn das Systemangebot bietet Lösungen für Kunden, die Sondermaschinen benötigen. Von einzelnen Komponenten bis hin zur kompletten Maschine – für den Projektleiter ein komplett neues, herausforderndes Aufgabengebiet. Es begann mit einem komplexen Projekt und ist für ihn „total spannender Sondermaschinenbau mit unglaublich vielfältigen Aufgaben“. ARBEITEN VOR CORONA Mit seinem Eintritt in die Firma 2019 durfte er einen vielfältigen Arbeitsalltag entdecken. Bei Ratio-Drive wird die Aufgabenstellung vom Kunden vorgegeben und dann vor Ort bei ersten persönlichen Kontakten präzisiert. Auch der weitere Prozess, Präsentation von vergleichbaren Projekten und Lösungsansätzen, erfolgt so persönlich wie möglich. Anschließend wird die entsprechende Sondermaschine entwickelt, mit genau den Features, Autor: Jörg Beyer, Redakteur, mediaword, Tübingen die der Kunde benötigt – als Komplett- oder Teillösung. Die Kundenkontakte des Ratio-Drive-Teams sind dabei sehr vielfältig: in Stahlwerken für Kokillenoszillationsanlagen, im Maschinenbau für Wickelmaschinen zur Herstellung von Keilriemen, in der Automotive-Produktion von Montagelinien oder im Bereich Verfahrenstechnik in Chemieanlagen, um nur einige wenige zu nennen. Auch für den Prüfbereich bietet das Team unterschiedlichste Lösungen, von End-of-Line-Prüfständen bis hin zu Prüfmaschinen für Dichtungen oder das Testen von Sitzen und Lenkungen im Automotivbereich. Ratio-Drive bietet individuell abgestimmte Sondermaschinen statt Maschinen von der Stange. Ebenso möglich ist ein Retrofit für Maschinen oder die Erweiterung bestimmter Funktionen durch Hard- oder Software. Die Kollegen kommen aus den Bereichen Elektrotechnik und Software. Daniel Konrad übernimmt die Hydraulik, Antriebsmechanik, konstruktive Aufgaben sowie die Projektleitung an den Maschinen oder Teilmaschinen. Zusätzlich ist er vertriebsunterstützend tätig, etwa bei der Angebotserstellung. HOMEOFFICE IM ERSTEN LOCKDOWN Und dann – Lockdown im Frühjahr 2020. Die kurzen Wege fehlten – zu den Kunden, zu den Kollegen, in die Produktion. Der Konstrukteur konnte nicht mehr einfach schnell in die Montage gehen und fragen, „wie sieht‘s denn aus mit dem Projekt?“. Alles ging nur noch telefonisch oder online, teilweise bis heute. „Die Informationen bei einer spontanen Begegnung auf dem Flur entfallen und damit der kurze Input durch die Kollegen. Selbst die kurzen Unterhaltungen vor Teamsitzungen sind nur noch eingeschränkt möglich. Zwar datet man sich regelmäßig über die Projekte up, doch der so wichtige Austausch des Zwischenmenschlichen fehlt.“ 6 DER KONSTRUKTEUR 2021/04 www.derkonstrukteur.de

REPORTAGE EINE KURZE VIDEOKONFERENZ MIT KUNDEN KANN DURCHAUS EFFIZIENT SEIN Das Equipment war für Konrad weniger das Problem, denn „Hänchen hat im ersten Lockdown sehr schnell und unbürokratisch reagiert. Wir Mitarbeiter durften alles ins Homeoffice mitnehmen, was wir benötigten, egal ob Laptop, ein oder zwei Bildschirme, man musste nichts selbst anschaffen.“ Natürlich gab es kleinere Probleme bei der schnellen Einführung von Video-Software oder durch den Mangel an Webcams. Aber bald funktionierte die Technik gut. Was dagegen für den Vater schwieriger war: „das Jonglieren zwischen Job und Familie. Erklären sie mal einem Dreijährigen, der Papa ist zwar den ganzen Tag da, hat aber keine Zeit für dich.“ So schlich er sich morgens immer an den Kindern vorbei ins häusliche Büro und versteckte sich quasi, um ungestört arbeiten zu können. Dann war es auch möglich, besonders ungestört zu telefonieren. VOR ORT IM ZWEITEN LOCKDOWN Im zweiten Lockdown wäre ein Homeoffice gar nicht mehr möglich gewesen. Seine Frau begann nach der Elternzeit wieder mit der Arbeit, ist vollständig von zuhause aus tätig – und die Wohnung hat einfach Grenzen. Deshalb ist Konrad froh, dass er jetzt vor Ort bei Hänchen arbeiten kann, dort www.derkonstrukteur.de DER KONSTRUKTEUR 2021/04 7