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DER KONSTRUKTEUR 5/2019

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SMARTE KOMPONENTEN

SMARTE KOMPONENTEN GLEITANWENDUNGEN IM BLICK SPECIAL Abrasiver Staub, hohe Geschwindigkeiten, chemische Belastungen –Gleitlager und Gleitfolien in Linearsystemen müssen oftmals in extremen Umgebungen schweren Beanspruchungen standhalten. Selbst bei widerstandsfähigen Komponenten aus Hochleistungskunststoffen ist da Verschleiß vorprogrammiert. Intelligente Gleitlager und eine intelligente Lineargleitfolie warnen jetzt rechtzeitig vor einem anstehenden Ausfall. Autor: Richard Habering, Leiter Geschäftsbereich smart plastics, igus GmbH, Köln Als Hersteller und Lieferant von Komponenten aus Hochleistungskunststoffen, wie zum Beispiel Energieketten, Leitungen und Gleitlagerprodukten, durchläuft Igus einen digitalen Entwicklungsprozess und richtet seine Produkte mehr und mehr auf den Einsatz in smarten Fabriken und in zukunftsfähigen Maschinen aus – mit dem Ziel, die Wartung und Instandhaltung seiner Motion Plastics effizienter und wirtschaftlicher zu gestalten. Dank neu entwickelter Produkte rücken Wartung und Instandhaltung stärker in den Fokus der industriellen Fertigung und profitieren, genauso wie andere Bereiche der Produktion, von der Digitalisierung und ihren Vorteilen. Für die Igus Motion Plastics wurden deshalb mit der Isense­ Produktfamilie unterschiedliche Sensoren und Überwachungssysteme entwickelt, die die Kunststofflösungen zu intelligenten Produkten machen. Das Ergebnis: Igus-Komponenten gehen unter harten Umgebungsbedingungen nicht einfach in den Status „defekt“, sie kündigen vielmehr diesen Defekt vorab als Wartungsbedürfnis an. Mit dieser Neuentwicklung etabliert Igus die prädiktive, die vorausschauende Wartung. Eine intelligente Produktion und intelligente Maschinen treffen also auf ebenso intelligente Instandhaltung. Aktuell hat Igus zwei neue Isense-Produkte aus dem Bereich der Gleitlagertechnik vorgestellt. GLEITLAGER Wenn die Baumaschine ausfällt, die Verpackungsanlage stehen bleibt oder das Windrad sich aufgrund eines Lagerausfalls nicht 48 DER KONSTRUKTEUR 5/2019

SMARTE KOMPONENTEN mehr dreht, so ist der Ärger bei Maschinen- und Anlagenbetreiber vorprogrammiert. Daher hat Igus jetzt seine Smart Plastics um das weltweit erste intelligente Gleitlager erweitert. Dieses erkennt den Verschleiß in extrem belasteten Anwendungen bereits vorab und gibt dem Anwender rechtzeitig ein Signal, wenn das Lager von einem Ausfall bedroht ist. So sind Wartungen planbar und überraschen zum Beispiel nicht während der Erntesaison Betreiber von Landmaschinen. „Vor allem für schwer zugängliche Lagerstellen und Anwendungen, bei denen keine regelmäßigen Wartungsintervalle geplant sind, haben wir Smart Iglidur entwickelt“, erklärt Stefan Loockmann-Rittich, Leiter des Igus-Geschäftsbereichs Iglidur Gleitlagertechnik. Der Grundkörper des neuen Smart-Iglidur-Gleitlagers besteht aus zwei Komponenten: Dem innenliegenden kundenindividuellen schmiermittelfreien Iglidur-Werkstoff sowie einer äußeren harten polymeren Schale, die das Lager schützt. „Der Kunde kann frei den Werkstoff auswählen, der optimal für seine Anwendung geeignet ist. Ihm steht dabei die komplette Iglidur-Werkstoffpalette zur Verfügung“, erklärt Loockmann-Rittich. Um den Verschleiß zu messen, kommt zwischen die zwei Komponenten ein intelligenter Sensor zum Einsatz. Ähnlich funktioniert die Technik für die Linearführungssysteme. Auch hier integriert Igus einen Sensor in das Lager, der – wie beim intelligenten Gleitlager – die gemessenen Daten an das Kommunikationsmodul Icom sendet. Dieses sammelt die Daten aller Smart-Plastics-Sensoren, bereitet diese auf und leitet sie weiter. Der Anwender kann mit dem Endgerät seiner Wahl die Überwachung übernehmen und so Wartung, Reparatur und Austausch planen. GLEITFOLIEN Auch Linearführungen müssen extremen Bedingungen standhalten: Von der Verpackungsmaschine über die glasverarbeitende Industrie bis hin zu Werkzeugmaschinen – Portale und Linearsysteme sind oft rund um die Uhr im Einsatz. Um den Verschleiß von Gleitfolien in Linearsystemen frühzeitig erkennen zu können, hat Igus auch in die Lagerfolien der Drylin-Linearsysteme einen Sensor integriert. Die Smart-Plastics-Technologie, die bei der neuen Gleitlagertechnik zum Einsatz kommt, misst den Verschleiß der schmutz- und staubunempfindlichen Gleitelemente und gibt dem Anwender rechtzeitig ein Signal, wenn die Verschleißgrenze erreicht wird. Bilder: igus GmbH www.igus.de „NICHT NUR FÜR DEN BETREIBER…“ www.DerKonstrukteur.de Martina Klein Stv. Chefredakteurin Predictive Maintenance ist natürlich in erster Linie ein Thema für den Betreiber der Maschine oder Anlage. Für den Konstrukteur gilt es, durch die Auswahl der passenden Komponenten, dem Betreiber die Nutzung dieser Methoden und damit der Vorteile zu ermöglichen. Aber grundsätzlich könnten die Daten zu Betrieb und Verschleiß der Komponenten auch im Sinne einer Closed Loop in die Konstruktion zurückfließen und dort für Rückschlüsse und Optimierungen genutzt werden. Allerdings ist hier natürlich die Frage, inwieweit der Betreiber Zugriff auf diese Daten gewährt. So oder so, Predictive Maintenance ist ein Thema – auch für den Konstrukteur! MASCHINENDATEN FLEXIBEL AUSWERTEN Mit dem neuen Kommunikationsmodul Icom.plus kann der Anwender jetzt entscheiden, in welcher Form er die gewonnen Daten der Sensoren in seine Prozesse einbinden möchte. So gibt es die Möglichkeit, mittels einer Kontrolllampe über den Verschleiß des Gleitelements zu informieren, auch eine Abschaltautomatik ist ein mögliches Konzept der Integration. Für High-End- Anwendungen können die Daten direkt an eine Steuerung geschickt werden, die diese über das Kommunikationsmodul an ein kundenindividuelles Webinterface zur Instandhaltung weiterleitet und auswertet. Der Anwender kann so über das Endgerät seiner Wahl die Wartung und den Austausch planen. DER KONSTRUKTEUR 5/2019 49