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DER KONSTRUKTEUR 7-8/2017

DER KONSTRUKTEUR 7-8/2017

ELEKTROTECHNIK /

ELEKTROTECHNIK / INDUSTRIEELEKTRONIK BIER 4.0 Leer werdende Biertanks ordern rechtzeitig Nachschub – dank intelligenter Drucksensorik, Mobilfunknetz und Internet. Wenn das keine beispielhafte Anwendung für die smarte Fabrik ist! Bestellung aus. Der Wirt muss nur noch per Tablet oder Smart phone die Bestellung bestätigen und schon naht Hilfe. Feldschlösschen nutzt die dabei anfallenden Daten ausschließlich für eine optimale Planung der Lieferung. Gespeichert werden die Daten auf den Cloud-Servern der Swisscom und erfüllen damit höchste in der Schweiz geltende Sicherheitsbestimmungen. PRODUKTE UND ANWENDUNGEN Große Gaststätten haben meist zwei Biertanks mit je 500 bis 1 000 l im gekühlten Keller stehen, die normalerweise alle zwei Wochen gefüllt werden. Wo früher der Bierstand in den Fässern vom Personal kontrolliert wurde, erkennt heute ein Sensor, wenn der Biervorrat zu Ende geht und per App wird automatisch eine neue Bestellung ausgelöst. Aber wie funktioniert die automatisierte Bierorder? DREI PARTNER VERNETZEN DIE BIERKULTUR Autonom arbeitende Messsysteme existieren schon länger. Aufgezeichnet wurde mit Hilfe von Datenloggern, Live-Daten gab es dabei jedoch nicht. Da heutzutage fast an jedem Ort und zu jeder Zeit Zugriff aufs Mobilfunknetz und damit aufs Internet besteht, eröffnet dies ganz neue Möglichkeiten, die Logistik effizienter zu gestalten. Um diese Möglichkeiten auszuloten, haben sich die Brauerei Feldschlösschen, Swisscom und die Keller AG für Druckmesstechnik zusammengetan. Swisscom und Keller Druckmesstechnik kannten sich bereits und hatten schon mehrere erfolgreiche Projekte gemeinsam entwickelt. Die App MyBeer hat Swisscom zusammen mit dem M2M- Partner Swiss1Mobile entwickelt. Dieser wurde dafür beim internationalen IoT/M2M Innovation World Cup in der Kategorie „Mobility“ ausgezeichnet. Feldschlösschen Getränke setzt nun bei über 350 Großkunden in der Schweiz die M2M-Lösung ein. Die Sensoren von Keller messen über den Druck den Füllstand sowie die Temperatur in den Biertanks vor Ort. Diese Daten werden dann per M2M-Technologie durch die App MyBeer synchronisiert. Der Wirt überwacht seine Anlagen und den Füllstand des Getränkevorrats bequem mittels Tablet oder Smartphone. Dank der M2M-Lösung erkennt die App, wenn der Biervorrat zu Ende geht und löst automatisch eine neue EINSPARPOTENZIAL DANK SYNCHRONISIERTER DATEN Aber nicht nur die Wirte haben etwas von dieser Lösung, auch Feldschlösschen profitiert davon. Dank M2M hat die Brauerei keine Probleme mit der fehleranfälligen Erfassung von Bestellungen. Dazu kommt die Einsparung tausender Kilometer pro Jahr für nicht voll ausgelastete „Notfallfahrten” und die Umwelt profitiert von einigen Tonnen weniger CO 2 . Auch monetär werden Einsparungen erzielt: Die Kosten für die Datenübertragung sind minimal ver - g lichen mit denen für Personal zur Messwerterfassung. Außerdem kostet ein komplettes Messsystem mit Mobilfunk-Übertragung nur wenig mehr als ein System ohne, das nur eine rückblickende V erbrauchsanalyse erlaubt. DAUERHAFTE DATENÜBERTRAGUNG VOM TANK ZUR APP Der Tankinhalt wird im Innern mit zwei Drucksensoren der X-Linie mit digitaler Schnittstelle RS485 von Keller Druckmesstechnik gemessen. Der Tank steht unter etwa 2 bar Druck, was ausreicht um das Bier zum Zapfhahn zu befördern. Einer der beiden Drucksensoren befindet sich oben am Tank, beim Kompressoreingang, der andere unten am Ausgang, vor dem Rückschlagventil der Steigleitung. Der Tankinhalt errechnet sich aus dem jeweiligen Druckunterschied zwischen beiden Sensoren, den Bierparametern und den Tankabmessungen. Die Drucksensoren im Tank sind an eine Box mit integriertem Mobilfunk-Modul, in diesem Fall das GSM-2 von Keller, angeschlossen. Diese erfasst in regelmäßigen Abständen die Messwerte der Sensoren und schickt sie via GPRS (General Packet Radio Service, allgemeiner paketorientierter Funkdienst) zu einem FTP (File Transfer Protocol)-Cloud-Server der Swisscom, zusammen 24 DER KONSTRUKTEUR 7-8/2017