Aufrufe
vor 3 Jahren

DER KONSTRUKTEUR 7-8/2020

  • Text
  • Sammelmappe
  • Flender
  • Lapp
  • Getriebe
  • Produkte
  • Zukunft
  • Konstruktion
  • Anwendungen
  • Entwicklung
  • Unternehmen
  • Konstrukteur
DER KONSTRUKTEUR 7-8/2020

ANTRIEBSTECHNIK 01 VON

ANTRIEBSTECHNIK 01 VON FORTSCHRITT GETRIEBEN PRODUKTE UND ANWENDUNGEN Die Fertigung von Industriegetrieben und -kupplungen blickt auf eine mehr als 100-jährige Geschichte zurück. Eng verknüpft mit der Entwicklung des Getriebes und seiner Technologie ist der Name Flender. Der Getriebebauer aus dem Münsterland begann 1899 mit der Produktion hölzerner Riemenscheiben und fertigt bis heute als einer der weltweit führenden Hersteller Getriebe und Kupplungen für Anwendungen in Industrie- und Rohstoffgewinnung in der ganzen Welt. Um das Jahr 1900 sind Riemenscheiben für die Kraftübertragung in industriellen Anwendungen üblich. Auch die A. Friedr. Flender & Co., die Firmengründer Alfred Friedrich Flender in Düsseldorf-Reisholz aus der Taufe gehoben hat, spezialisiert sich zunächst auf diese Technologie. Mit der Ablösung der Dampfmaschinen durch den Elektromotor haben auch die Riemenscheiben zur Kraftübertragung bald ausgedient. Die ersten Vorgänger der Getriebe, wie wir sie heute kennen, kommen auf den Markt. Mit dem Variator präsentiert Flender 1927 ein stufenlos regelbares Getriebe und „wird damit Autor: Felix Henseler, General Manager Business Line Applications, Flender GmbH, Bocholt zum Branchenführer und Schrittmacher der stufenlosen Antriebstechnik“ wie es in der Unternehmenschronik heißt. Mit dem Start der Getriebeproduktion in Bocholt wird auch der Hauptsitz des noch jungen Unternehmens ins Münsterland verlegt. Bereits zu dieser Zeit fertigt Flender auch Kupplungen. Die erste Version der noch heute im Portfolio befindlichen elastischen Eupex- Kupplung wird im Jahr 1924 hergestellt. Nach dem Zweiten Weltkrieg entwickelt sich die Antriebstechnologie rasant weiter. Anlagenbetreiber suchen nach immer effizienteren Antriebslösungen für ihre Anwendungen. Mit Beginn der 1950er-Jahre lösen die Serienfertigung und Baukastengetriebeprogramme die Einzelfertigung ab. Größere Stückzahlen zu geringeren Kosten werden möglich. Bei Flender entstehen das Schneckengetriebeprogramm Cavex und das Redurex-Getriebe als Standard- Zahnradgetriebe. Technologisch setzen Getriebe zu dieser Zeit noch auf naturharte Räder und Wellen. Erst in den 70er-Jahren werden Verzahnungen einsatzgehärtet und somit langlebiger und zuverlässiger für den Betrieb mit hohen Lasten. Gleichzeitig werden die Getriebe immer kleiner und können höhere Drehmomente übertragen. LEISTUNGSVERZWEIGUNG FÜR HÖHERE DREHMOMENTE Vor allem in Industrien in denen Rohstoffe wie Zement, Kohle oder Zucker verarbeitet werden, bedarf es oft Getrieben mit großer Leistung. Dafür wird das Prinzip der Leistungsverzweigung angewandt. Mehrere Ritzel greifen in ein großes Rad, um an mehreren Stellen des Umfangs gleichzeitig Kräfte aufzubringen und so Leistung und Drehmoment aufzuteilen. Für diese Anwendungen mit hohem Drehmoment führt Flender die Duored- und Trired-Getriebe ein. Letztere sind die seinerzeit größten Getriebe mit Leistungen bis 8 Mio. Nm und bis zu 160 t Gewicht. Ende der 80er-Jahre bietet 42 DER KONSTRUKTEUR 2020/07-08 www.derkonstrukteur.de

01 Getriebe gestern und heute: Produktbilder aus den 1950er-Jahren (links) und ein Antriebsstrang in Zeiten von Industrie 4.0 bestehend aus Getriebe, Kupplung und Sensorik 02 Flender seinen Kunden somit Getriebe und Kupplungen in einem Drehmomentbereich von 100 Nm bis 8 Mio. Nm an. Bereits in den 1960er-Jahren entsteht mit der Planetengetriebetechnologie eine weitere Ausprägung der Leistungsverzweigung. Planetengetriebe nutzen den Innenraum des Getriebegehäuses optimal. Mehrere Räder (Planeten) sind drehbar auf dem Planetenträger gelagert und kreisen in einer Umlaufbewegung um ein Zentralritzel (Sonne). Das Ganze wälzt sich über ein Hohlrad ab, das fest mit dem Gehäuse verbunden ist. Flender tauft seine Planetengetriebe Planurex. Sie stehen für hohen Wirkungsgrad, geringes Gewicht und wenig Geräuschemissionen. Diese Technologie wird von Flender bis heute im Sinne von Effizienz und Drehmomentstufung sowie mit Blick auf konkrete Applikationen immer weiter optimiert. So entstehen z. B. standardisierte, kompakte Getriebe für Rollenpressen und die Zuckerindustrie. EIN WEGWEISENDES PRODUKT Einen Meilenstein in der Getriebetechnologie setzt Flender 1991 mit der Einführung des revolutionären Baukastensystems „Flender- Zahnradgetriebe“, häufig einfach FZG abgekürzt. Die Getriebereihe löst das Redurex-Getriebe ab und prägt einen neuen Standard für industrielle Stirnrad- und Kegelstirnradgetriebe. Das Flender- Zahnradgetriebe wird zum Trendsetter und findet weltweit Nachahmer. Der neue Baukasten mit seiner Gleichteilestrategie und seiner degressiven Größenstufung im oberen Drehmomentbereich, erlaubt es, die Getriebe noch genauer für die jeweilige Anwendung auszuwählen und die Kostensprünge klein zu halten. Die Variantenvielfalt steigt auf das doppelte. Monoblockgehäuse sorgen für mehr Steifigkeit. Das laut damaligem Vorstand Dr. Heinz Benthake „überlegene Produkt“ wird bis heute von Flender ständig weiterentwickelt. Bauteile werden seit den 90er-Jahren immer weiter standardisiert. Die dadurch geschaffenen Skaleneffekte führen zu einer Kostenreduktion für den Kunden. Gleichzeitig werden um die Jahrtausendwende auf Basis der Standardisierung Tochterprogramme für spezielle Applikationen und Branchen mit ihren unterschiedlichen Anforderungen entwickelt. Damit können auch applikations- oder branchenspezifische Lösungen in Serie gefertigt werden. Die langjährige Erfahrung in Anwendungen wie Förderbändern, Kränen oder Extrudern ermöglicht eine ständige Optimierung der Getriebe. Auch in einer anderen Branche, die heute eine der Säulen für eine nachhaltige Energieversorgung ist, spielt Flender eine entscheidende Rolle: die Windenergie. Als einer der Pioniere startet Flender 1981 mit der Produktion für Getriebe in Windkraftanlagen. Zu Beginn war die Leistung mit 65 kW für eine Windturbine noch überschaubar. Inzwischen produziert Flender unter der Marke Winergy mehrstufige Planetengetriebe bis zu 10 MW für moderne Offshore-Anlagen in Serie. Eine solche Turbine kann eine gesamte Kleinstadt mit grüner Energie versorgen. Mit der Einführung der Schrägverzahnung (1996) und Gleitlagern (2013) in Planetengetrieben setzt Flender Technologietrends in der Windindustrie. Der HybridDrive läutet 2012 das Zeitalter der mittelschnellen Antriebe ein, bei dem Getriebe und Generator zu einem Produkt verschmelzen. Besonders für die Offshore-Industrie aufgrund des geringeren Bauraums und Gewichts eine reizvolle Alternative mit großem Zukunftspotenzial. 03 02 Seit mehr als 60 Jahren ist dieses Redurex-Getriebe in einer Kugelmühle im Einsatz 03 Dreistufiges Flender-Kegelstirnradgetriebe mit erweiterter Gehäuseoberfläche und Lüfter für besonders heiße Umgebungen 04 Mit dieser historischen Titelseite stellte Flender 1927 sein erstes Getriebe vor: den stufenlosen Variator DIGITALE TECHNOLOGIEN FÜR DIE ZUKUNFT Für alle Getriebeanwendungen wird bei Flender an den Technologien für die Zukunft gearbeitet. Das Ziel ist immer, zuverlässige, effiziente und exakt dimensionierte Antriebslösungen für die anspruchsvollen Herausforderungen der jeweiligen Anwendung zu 04 www.derkonstrukteur.de DER KONSTRUKTEUR 2020/07-08 43