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DER KONSTRUKTEUR 7-8/2021

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DER KONSTRUKTEUR 7-8/2021

ELEKTROTECHNIK/

ELEKTROTECHNIK/ INDUSTRIEELEKTRONIK SPARSAMER RIESE PRODUKTE UND ANWENDUNGEN Riesenräder sind seit der Weltausstellung in Chicago 1893 ein Hingucker. Die Anziehungskraft der Giganten ist beim Publikum über die Jahre unverändert geblieben. Das technische Konzept hat sich jedoch weiterentwickelt – vor allem hinsichtlich des Enegiebedarfs. Ein Riesenrad zu montieren war einst ein kompliziertes Unterfangen – das erste echte Riesenrad, das US-amerikanische „Ferris Wheel“ von 1893, musste beim Bau aufwändig mit Gerüsten gestützt werden und ging mit sieben Wochen Verspätung in Betrieb. Das transportable Riesenrad RR 40 der Firma Gerstlauer aus dem schwäbischen Münsterhausen dagegen stellt sich praktisch selbst auf: Hydraulikzylinder fahren die vier zentralen Stützen von einem Sattelauflieger hoch, und ein kleiner Kran genügt, um die anderen Komponenten von weiteren vier Tiefladern aus zu montieren. Das Riesenrad wird mithilfe von vier Reibrädern gedreht und geht dank LED- Autor: Gunthart Mau, Referent Fachpresse, SEW-EURODRIVE GmbH & Co KG, Bruchsal Beleuchtung und eines neuartigen Antriebssystems von SEW- Eurodrive sehr sparsam mit der Energie um. BREMSENERGIE ZWISCHENSPEICHERN Die vier Stirnradgetriebemotoren der Baureihe DRN von SEW- Eurodrive an den Reibrädern haben einen hohen Wirkungsgrad und beziehen ihren Strom über Frequenzumrichter vom Typ Movidrive modular. Diese wiederum sind über einen DC-Zwischenkreis hinter zwei Versorgungsmodulen MDP92A von SEW-Eurodrive an das örtliche Netz angeschlossen. Wurde früher die Bremsenergie von Riesenrädern in Wärme umgewandelt und ging TROTZ GERINGERER ANSCHLUSS- LEISTUNG STEHT DEN ANTRIEBEN STETS DIE VOLLE LEISTUNG ZUR VERFÜGUNG somit verloren, wird sie mithilfe der „Power and Energy Solutions“ nun zwischengespeichert und bei Bedarf wieder abgerufen: Acht Doppelschichtkondensatormodule nehmen aus den Versorgern freiwerdende Energie bis zu 2 650 kWs auf und senken so die Energiekosten des Riesenrads um 20 bis 30 %. Durch dieses neue Versorgungskonzept entsteht ein weiterer sehr bedeutender Vorteil. Während ein vergleichbares Riesenrad einen Anschluss benötigt, 16 DER KONSTRUKTEUR 2021/07-08 www.derkonstrukteur.de

ELEKTROTECHNIK / INDUSTRIEELEKTRONIK 01 02 01 Insgesamt acht energieeffiziente Stirnrad- Getriebemotoren der Baureihe R107 DRN180M4 mit 18,5 kW Nennleistung treiben über Reibradpaare das Riesenrad an 02 Der Schaltschrank beinhaltet den Movi-C- Controller power (links oben), darunter sind die E/A-Module zur Speicherüberwachung angebracht der deutlich über 250 kW zur Verfügung stellt, reicht für das neue System bereits ein um 140 kW kleinerer Netzanschluss aus, der wesentlich kostengünstigerer ist. Das schont die Umwelt und das Budget des Schaustellerbetriebs. Außerdem kann der Betrieb sein Fahrgeschäft auch an Plätzen aufstellen, an denen das bisher wegen fehlender elek-trischer Infrastruktur nicht möglich war. VOLLE LEISTUNG Der DC-Zwischenkreis mit seinen Supercaps gleicht auch Spitzenlasten aus: Sie fallen am Netzanschluss um den Faktor fünf geringer aus als sonst üblich. Trotz wesentlich geringerer Anschlussleistung steht den Antrieben stets die volle Leistung zur Verfügung. Und weil die modernen Versorgungsgeräte beson- ders dafür ausgelegt sind, wird durch einen Leistungsfaktor von 0,95 das Netz viel weniger mit Oberwellen belastet – gut für die Netzqualität. Das Zusammenspiel von Energiespeicher, Antriebsregelung und DC-Zwischenkreis wird durch einen Movi-C- Controller von SEW-Eurodrive gesteuert. Dort kommt das Softwaremodul Movikit Power Mode zum Einsatz. Es erfasst die Leistungs- und Energiedaten, übernimmt das Management des Zwischenkreises, des AC-Anschlusses und des Energiespeichers mit Funktionalitäten wie Gerätesteuerung, Energiezähler, Echtzeit-Datenerfassung usw. Bilder: SEW-Eurodrive www.sew-eurodrive.de PARAMETRIEREN STATT PROGRAMMIEREN Der modulare Automatisierungsbaukasten Movi-C bietet eine gemeinsame Plattform für Schaltschrank-Controller und dezentrale Controller mit gleichen Funktionalitäten und gleicher Schnittstellenvielfalt. Die Controller aus dem Automatisierungsbaukasten Movi-C können für vielfältige Motion-Control- oder Automatisierungsaufgaben eingesetzt werden und sind ganz klassisch über Feldbus-Slave-Schnittstellen an die übergeordnete Steuerung einer Maschinenzelle bzw. der Anlage angebunden. Der Controller übernimmt die reibungslose Kommunikation mit den untergeordneten Geräten und deren taktsynchrone Anbindung an die Bewegung/Applikation. Einen entscheidenden Mehrwert zur Reduzierung der Komplexität bietet die integrierte Software der zentralen und dezentralen Controller – parametrieren statt programmieren. www.derkonstrukteur.de DER KONSTRUKTEUR 2021/07-08 17