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DER KONSTRUKTEUR 9/2017

DER KONSTRUKTEUR 9/2017

KLARTEXT LOSGRÖSSE 1

KLARTEXT LOSGRÖSSE 1 AUF DER WERK- ZEUGMASCHINE? ANDREAS LOTZ Vertriebsleiter international, ROEMHELD, Laubach Der Trend zur individualisierten Produktion bis hin zur Losgröße eins geht einher mit einer wachsenden Teilevielfalt und enger werdenden Lieferzeiten. Insbesondere Kleinserien können meist nur dann wirtschaftlich produziert werden, wenn sie nicht nur zuverlässig und in hervorragender Qualität, sondern auch kostengünstig gefertigt werden. Dem möglichst effizienten Einsatz von Fertigungs-, Montage- und Spanntechnik fällt dabei eine zunehmende Bedeutung zu. Denn Werkstücke und Werkzeuge möglichst rasch wechseln und fixieren zu können, ist dabei essenziell. Die Roemheld Gruppe ist darauf spezialisiert, effizienzsteigernde Lösungen für die industrielle Fertigung zu entwickeln: Neben standardisierten Spannelementen zum Aus- und Nachrüsten umfasst die umfangreiche Produktpalette individuelle Spezialanfertigungen, Handhabungstechnik und Positionier-, Spann- und Wechselsysteme. Klassischerweise sind Werkzeugmaschinen in der Fertigung von Serienteilen effizient; große Losgrößen, hohe Ausbringung. Mit der zunehmenden Flexibilisierung der Produktion passen sich die Werkzeugmaschinen an, die Rüstzeiten sinken. Was bedeutet nun der Trend zur individualisierten Produktion – Stichwort Losgröße 1 – für die Werkzeugmaschine. Was ist die größte Herausforderung und wie können Maschinenbauer ihr begegnen? WERKSTÜCKE UND WERKZEUGE MÖGLICHST RASCH WECHSELN UND FIXIEREN ZU KÖNNEN, IST ESSENZIELL VORAUSSETZUNG IST EIN HÖHERER AUTOMATISIE- RUNGS- UND AUTONOMIEGRAD DER FERTIGUNGS- SYSTEME SPECIAL DR. ALEXANDER BROOS Leiter Forschung und Technik im VDW (Verein Deutscher Werkzeugmaschinenfabriken), Frankfurt am Main „One piece flow“ ist ein großes Anliegen der Fertigungsplaner. Voraussetzung dafür ist ein höherer Automatisierungs- und Autonomiegrad der Fertigungssysteme. Flexible Fertigungssysteme verfügen über große Werkzeug- und Werkstückspeicher, um auch mannlose Schichten mit maximaler Auslastung zu bewältigen. Wichtig ist dabei, zuverlässig vorzurüsten, nur eben nicht direkt auf der Maschine, sondern auf Paletten. Gleichzeitig gilt es, den zu erwartenden Werkzeugverschleiß im Blick zu haben. Ziel ist, den Teile- und den Programmwechsel ohne Störungen oder gar Maschinencrash abzuwickeln. Die Simulation der Bearbeitung, inklusive Abbildung von Spannvorrichtungen und Störkonturen zur Kollisionsuntersuchung, hat sich dabei als äußerst hilfreich erwiesen. Bei der Fertigung von Großbauteilen oder im Werkzeug- und Formenbau, wo die Einzelfertigung der klassische Fall ist, hilft sie ebenfalls bei der Verkürzung von Abläufen. 58 DER KONSTRUKTEUR 9/2017

KLARTEXT UWE ARMIN RUTTKAMP Leiter Machine Tool Systems, Siemens AG, Erlangen Die größte Herausforderung sehe ich in der Wirtschaftlichkeit und Produktivität. Hier kommen dem Maschinenbauer und -betreiber unsere Digitalisierungslösungen zugute, um der zunehmenden Flexibilisierung mit hoher Produktivität zu begegnen. Speziell für die Werkzeugmaschinenindustrie bieten wir ein integriertes und durchgängiges Portfolio von digitalen Plattformen und einer Fülle von Applikationen. Unser Angebot reicht beim Maschinenbauer vom Maschinenkonzept und -engineering bis hin zu Inbetriebnahme und Service. Dem Maschinenbetreiber hilft die Palette an Digitalisierungslösungen, seine gesamte Wertschöpfungskette von der Produktentwicklung und Produktionsplanung bis hin zur eigentlichen Produktion und zum digitalen Service zu optimieren. Insbesondere die durchgängige Abbildung aller Prozessketten in der virtuellen Welt als Digital Twin hilft, die Wirtschaftlichkeit und Produktivität mit höchster Flexibilität in der realen Welt entscheidend zu verbessern. Zusätzlich treiben wir die Industrialisierung von Additive Manufacturing mit unseren Digitalisierungslösungen voran, um eine individualisierte, On-demand-Produktion mit ganz neuen Produktdesigns zu ermöglichen. Dies setzt die klassischen Wirtschaftlichkeitsregeln außer Kraft oder anders ausgedrückt: Prototypenfertigung in der Serie wird wirtschaftlich. DIE ABBILDUNG ALLER PROZESSKETTEN ALS DIGITAL TWIN HILFT, DIE WIRTSCHAFT- LICHKEIT UND PRODUKTIVITÄT ZU VERBESSERN IN ZEITEN SINKENDER LOSGRÖSSEN MÜSSEN WIR DIE GESCHÄFTS- PROZESSE GANZHEIT- LICH OPTIMIEREN EBERHARD WAHL Leiter Produktmanagement Flexible Blechfertigung bei TRUMPF, Ditzingen „Erstes Teil gleich Gutteil“ – das ist die Grundlage für Losgröße 1. Mit erprobten Maschinenkonzepten und intelligenter Sensorik tragen wir dieser Gleichung schon heute Rechnung. Genauso wie kurzen Rüstzeiten. Unsere Laserschneidanlagen arbeiten rüstfrei, bei anderen Technologien laufen Werkzeugwechsel binnen Sekunden ab. In Zeiten sinkender Losgrößen müssen wir die Geschäftsprozesse ganzheitlich optimieren. Neben der reinen Produktionszeit gilt dies insbesondere für die vor- und nachgelagerten Prozesse sowie für die indirekten Abläufe. Hierfür entwickeln wir clevere Digitalisierungslösungen. Dazu gehören beispielsweise eine automatische Programmierung und die Unterstützung bei der Vorbereitung und dem Durchlauf von Aufträgen. Ein konkretes Beispiel aus dem Produktionsalltag ist die Teilekennzeichnung: Codes auf den Werkstücken steuern den Prozess, sodass ein Großteil der Begleitpapiere und damit auch administrativer Aufwand entfallen. DER KONSTRUKTEUR 9/2017 59