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DER KONSTRUKTEUR 03/2023

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DER KONSTRUKTEUR 03/2023

AUTOMATISIERUNGSTECHNIK

AUTOMATISIERUNGSTECHNIK FÄLSCHUNGEN AUSGESCHLOSSEN Die Rückverfolgbarkeit von Medikamenten ist ein unabdingbares Mittel gegen die Verbreitung von gefälschten, unwirksamen und gefährlichen Medikamenten. Um den Fälschungsschutzrichtlinien gerecht zu werden, wird zum Managen des Codierungsprozesses eine Serialisierungssoftware und zur Prüfung der Daten ein Hochgeschwindigkeits- Kamerasystem eingesetzt. PRODUKTE UND ANWENDUNGEN Anfang des Jahres 2004 wurde der Versandhandel mit Arzneimitteln in Deutschland erlaubt – an sich eine gute Sache. Jedoch mehren sich seitdem die Schlagzeilen über gefälschte Medikamente aus dem Internet. Die Herkunft und somit die Echtheit der online erworbenen Medikamente kann grundsätzlich nicht nachgewiesen werden. Das kann für Patienten, die beispielsweise bei Herzinsuffizienz oder Diabetes lebenswichtige Arzneimittel benötigen, gravierende Auswirkungen haben. Kein Wunder also, dass viele Unternehmen weltweit die Verbreitung von gefälschten, unwirksamen und gefährlichen Medikamenten verhindern wollen. Grundlage dafür ist die Fälschungsschutzrichtlinie 2011/62/ EU, die seit 2019 verpflichtend wirksam ist und unter anderem Seriennummern für rezeptpflichtige Arzneimittel vorschreibt. Das ermöglicht die Nachverfolgbarkeit der Medikamente über die gesamte Lieferkette hinweg. Neben dem pharmazeutischen Groß- und Einzelhandel (etwa Apotheken, die direkt beim Verkauf die Echtheit der Ware prüfen können) hat diese Richtlinie auch Auswirkungen auf Hersteller, Inverkehrbringer, Lohnverpacker und Logistikunternehmen der Branche. Im Kern geht es bei den Neuerungen um das Verfolgen von Produkten und der zugehörigen Daten mittels Serialisierung von Einzelverpackungen und aggregierten Produkten. Hersteller von Arzneimitteln mussten neben der Umsetzung der Richtlinie 2011/62/EU eine globale Strategie für die durchgängige Vergabe von Seriennummern etablieren, ihre Verpackungsprozesse anpassen und neue Abläufe zur Verwaltung und Speicherung der Seriennummern umsetzen. Janina Guptill, Senior MarComm Specialist, Cognex Germany Inc., Karlsruhe VERPACKUNGSMASCHINEN FIT FÜR TRACK-AND-TRACE MACHEN Die Umrüstung und Einbindung entsprechender Verpackungsmaschinen in die neuen Abläufe ist ein elementarer Bestandteil des Serialisierungsprojekts, da seit dem Jahr 2019 jedes in der Apotheke verkaufte Produkt mittels Identifikation auf Originalität überprüfbar sein muss. Aus diesem Grund mussten weltweit mehrere tausend Verpackungslinien gemäß den Track-and-Trace-Neuerungen umgestellt werden. Bosch Packaging Technology, heute als eigenes Unternehmen unter dem Namen Syntegon Technology tätig, konnte auf über 15 Jahre Erfahrung des Bosch- Kraftfahrzeugbereichs aufbauen, wo umfangreiche Automatisierung sowie die Vernetzung von Maschinen, Prozessen und IT jahrelang erprobt sind. Logik und Funktionalitäten aus diesem Bereich wurden auf den konkreten pharmazeutischen Bedarf bei Track-and-Trace-Anwendungen übertragen und angepasst. Bei der Umsetzung der Rückverfolgbarkeit spielt Flexibilität eine große Rolle. Denn viele Arzneimittelhersteller sind international tätig und liefern ihre Produkte in Länder mit unterschiedlichen SEHENDE KI TRIFFT ENTSCHEIDUNGEN Cognex Corporation entwirft, entwickelt, fertigt und vermarktet bildbasierte Produkte, die mit Techniken der Künstlichen Intelligenz (KI) ausgestattet sind. Dadurch verfügen sie über menschenähnliche Fähigkeiten und können Entscheidungen anhand dessen treffen, was sie sehen. Zu den Produkten von Cognex gehören Bildverarbeitungssysteme, -sensoren und Barcode-Lesegeräte. 14 DER KONSTRUKTEUR 2023/03 www.derkonstrukteur.de

AUTOMATISIERUNGSTECHNIK AUTOMATISCHE VERIFIZIERUNG IN ECHTZEIT Nach dem Aufdruck der Tracking-Daten auf die Verpackung kommt ein Hochgeschwindigkeits-Kamerasystem zur automatischen Verifizierung zum Einsatz. Die Prüfung auf Gültigkeit der im Verpackungsprozess aufgebrachten Daten muss in Echtzeit erfolgen – dies ist aufgrund des hohen Durchsatzes eine Herausforderung für die Kamera. Für die Entwicklung des Ident-Moduls bestehend aus Kamera und Beleuchtung war AIT Goehner mit über 25 Jahren Erfahrung und 20.000 in vielfältigsten Branchen produktionssicher installierten Systemen der perfekte Engineering-Partner – vor allem aufgrund seiner langjährigen Partnerschaft mit Cognex, einem Weltmarktführer für Vision- und ID-Systeme. Auf Basis der Cognex-Komponenten hat der Bildverarbeitungsspezialist eine kompakte ID-Einheit (LED-Modul V30) für die von Bosch Packaging DIE ID-EINHEIT – BESTEHEND AUS KAMERA UND BELEUCHTUNG – IST NAHTLOS IN DIE STEUERUNG EINGEBUNDEN Kennzeichnungsvorschriften. Auch Bosch Packaging Technology produzierte und vertrieb seine Verpackungslinien weltweit. Grundsätzlich versuchen Arzneimittelhersteller aus Gründen der Wirtschaftlichkeit, die Produkte erst im Moment der Auslieferung zu verpacken und zu kennzeichnen. Dies verhindert hohe Lagerbestände von gekennzeichneten Produkten für bestimmte Märkte. MODULARE SERIALISIERUNGSSOFTWARE Mit dem Maschinenkonzept der CPS-Serie hat Bosch Packaging Technology einen wichtigen Schritt in Richtung Flexibilität getan. Aufgrund seiner modularen Bauweise bietet das CPS Faltschachtelbedruckungs- und Verifizierungssystem funktionale Erweiterungsmöglichkeiten zum Beispiel mit Kontrollwaage, Etikettierer und einer Tamper-Evident-Funktion, die neben den Seriennummern von Medikamenten als weitere Sicherheitsstufe manipulationssichere Verschlüsse beziehungsweise Versiegelungen sicherstellt. Auf kleiner Stellfläche bedruckt und verifiziert das Basismodul CPS 0800 bis zu 400 Faltschachteln pro Minute – also über sechs Stück in der Sekunde. Einstellbare Transportbänder und ein werkzeuglos bedienbares Schnellwechselsystem ermöglichen die Bedruckung der Faltschachteln auf allen Seiten. Die Vergabe einer randomisierten Seriennummer erfolgt mit der modularen, flexibel skalierbaren Serialisierungssoftware CPI. Mit CPI lässt sich der Serialisierungsprozess bis zur letzten Aggregatsstufe managen: Die zukunftsoffene Software kann einzelne Komponenten, Verpackungslinien und sogar ganze Fabriken miteinander vernetzen. Die mit CPI generierten Seriennummern können mit Tinten- oder Laserdruck als 1D- und 2D-Codes mit Chargen- und Mindesthaltbarkeitsdaten auf die Verpackungen aufgebracht werden. Um den weltweit variierenden und zukünftigen Marktanforderungen gerecht zu werden, lassen sich jederzeit neue Codierungsarten hinzufügen. Technology geforderte Aufgabenstellung entwickelt. Bei der Lösung handelt es sich um ein nahtlos in die Bosch-Steuerung eingebundenes Modul, das optimal zur gesamten CPS-Maschinenserie passt – es wurde sogar hinsichtlich des „Look & Feel“ exakt an das Bosch-Konzept angepasst. Zum Einsatz kommt der In-Sight 5613, ein High-Speed-ID- Reader von Cognex für extrem schnelle Anwendungen bei gleichzeitig sehr hoher Auflösung von bis zu 1600 × 1200 Pixeln. Damit liest und verifiziert er alle gängigen Code- und Schrifttypen zuverlässig und schnell, beispielsweise 1D-Codes, 2D-Datamatrix-Codes oder Klarschrift. Seine industriellen Schnittstellen erlauben eine einfache Einbindung in die Maschinensteuerung. Mittels eines Software Development Kits (SDK) ist es möglich, die Parametriersoftware des Scanners sehr tief in die Anlagensoftware zu integrieren und eng in die Benutzerschnittstelle (HMI) einzubinden. Dank der Cognex-Algorithmen sind für alle möglichen Bedingungen ausreichend Leistungsreserven vorhanden; selbst das zuverlässige Scannen schnell bewegter, außermittiger Codes ist kein Problem. Der Reader bietet viele Möglichkeiten, um die wichtigsten Parameter ganz variabel an die gegebenen Randbedingungen wie Hintergrund, Tinte/Druckqualität etc. optimal einzustellen. Durch iterative Prozesse wurden die Parameter der gesamten ID-Einheit perfekt an die Lichtverhältnisse, Temperaturen und Prozessgeschwindigkeiten angepasst. FLEXIBILITÄT IST VORAUSSETZUNG Bei der Optimierung der Inline-Systeme kommt es auf Flexibilität und hohe Leistungsreserven an. Die Cognex-Kamera bietet hierfür ideale Voraussetzungen. Wie das Druckmodul kann auch das Kameramodul mit wenigen Handgriffen so ausgerichtet werden, dass die Codelesung von vorne, hinten oder oben möglich wird. www.derkonstrukteur.de DER KONSTRUKTEUR 2023/03 15