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DER KONSTRUKTEUR 05/2023

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DER KONSTRUKTEUR 05/2023

KUPFER ALS SCHLÜSSEL ZU

KUPFER ALS SCHLÜSSEL ZU MEHR NACHHALTIGKEIT CO 2 -FUSSABDRUCK REDUZIEREN Um die Erderwärmung zu bremsen, muss der CO 2 -Ausstoß weltweit drastisch reduziert werden. Deutschland hat sich das Ziel gesetzt bis 2030 die Treibhausgasemissionen um 40 Prozent zu verringern (bezogen auf das Basisjahr 1990). Auf diesem Weg spielt der Rohstoff Kupfer eine wesentliche Rolle. W ie können Unternehmen Energie- und Rohstoffressourcen möglichst schonend und effizient nutzen? Wo sind die wichtigsten und erfolgversprechendsten Stellhebel? Der Kabelhersteller Lapp kam nach umfangreichen Untersuchungen zu dem Ergebnis, dass die schädlichen CO 2 -Emissionen am besten bei den eingesetzten Produkten verringert werden können, da dort das meiste CO 2 gebunden wird. Eine wichtige Rolle spielt dabei der Rohstoff Kupfer. Daher will das Unternehmen bis 2025 den CO 2 -Fußabdruck der Produkte reduzieren. Der Grund: Kupfer ist im Durchschnitt für 88 Prozent des CO 2 -Fußabdrucks in den Produkten von Lapp verantwortlich. Daher ist Kupfer ein wichtiger Ansatzpunkt, um dem Einsparziel näher zu kommen. Allerdings ist ein Verzicht auf Kupfer als Rohstoff derzeit unmöglich, da kein anderes Material über vergleichbare Eigenschaften verfügt. Das rote Metall ist nach Silber der zweitbeste Stromleiter und besitzt eine deutlich bessere Leitfähigkeit als Aluminium. Maria Dobritzsch, Global CSR Manager, Lapp Holding SE, Stuttgart Zudem ist Kupfer widerstandsfähiger gegen Hitze, langlebig und zu 100 Prozent recycelbar. NACHHALTIGER KUPFEREINSATZ Nach Berechnungen liegt das Erderwärmungspotential von Kupfer im Durchschnitt bei 4,1 kg CO 2 e/kg. Dabei muss beim Kupfer die ganze Entstehungskette von der Gewinnung der Erze, über die Raffinerie bis zum Verbraucher betrachtet werden. Der höchste Anteil davon entsteht in den frühen Phasen des Bergbaus, wenn das Erz im Berg gelöst und im Anschluss daran transportiert und aufbereitet wird. Eine weitere Herausforderung ist, dass in den Kupferminen weltweit, beispielsweise in Chile, Peru, China oder den USA, die Erzgehalte zurückgehen und für die Förderung ein komplizierterer Prozess mit höherem Energieeinsatz nötig ist. Parallel wird die Nachfrage nach Kupfer wegen des massiven Ausbaus an erneuerbaren Energien bis 2040 um 60 Prozent steigen. Diese Entwicklung ist für Lapp eine große Herausforderung. Einerseits kann der Kabelhersteller für integrierte Lösungen der Kabel und Verbindungstechnik auf den Rohstoff Kupfer nicht verzichten, andererseits wird für den Abbau von Kupfererz eine hohe Menge an Energie benötigt und auch die Preise werden Prognosen zu Folge 34 DER KONSTRUKTEUR 2023/05 www.derkonstrukteur.de

AUTOMATISIERUNGSTECHNIK weiter steigen. Daher sucht das Unternehmen nach innovativen Wegen, um beim Kupfereinsatz nachhaltiger zu werden. TRANSPARENZ IN DER LIEFERKETTE EIN VERZICHT AUF KUPFER IST DERZEIT UNMÖGLICH, DA KEIN ANDERES MATERIAL ÜBER VERGLEICHBARE EIGENSCHAFTEN VERFÜGT Mittlerweile gibt es weltweite Initiativen, die die globale Kupferindustrie nachhaltiger gestalten wollen. Hier ist auch ein wichtiger Ansatzpunkt für den Kabelhersteller. Heute beziehen die weltweiten Produktionsstätten von Lapp das benötigte Kupfer weitestgehend eigenständig. Zukünftig soll die Beschaffung von Kupfer strategisch gesteuert werden. In einem ersten Schritt wurde im Jahr 2020 das Projekt Cuprum gestartet. Das große Ziel des Projektes ist es Transparenz zu schaffen, indem die weltweiten Lieferketten sichtbar gemacht werden. NACHHALTIGKEITSSTRATEGIE DES UNTERNEHMENS Nachhaltiges Handeln ist Teil der DNA von Lapp. Im Geschäftsjahr 2020/2021 wurde im Unternehmen erstmalig eine Wesentlichkeitsmatrix erarbeitet und dabei fünf Handlungsfelder benannt: n Produkte und Lösungen nachhaltig gestalten n Gebäude und Werke ressourcenschonend betreiben n Kunden weltweit umweltbewusst beliefern n Portfolio auf nachhaltige Industrien ausrichten n Natur und Menschen langfristig bewahren Wichtigste Ansatzpunkte sind das Produkt und der Herstellungsprozess. Der Kabelhersteller setzt sich für eine effiziente Nutzung von Rohstoffen sowie den umweltverträglichen Umgang mit Chemikalien und Abfällen ein. Alle Lapp Gesellschaften weltweit sind dazu angehalten, ihre Gebäude und Werke so energieeffizient wie möglich zu betreiben. Wo immer möglich, beziehen die Standorte Ökostrom oder betreiben eigene PV-Anlagen. Auch in der Logistik spielt der Nachhaltigkeitsgedanke eine wichtige Rolle. Für Kunden gibt es heute schon die Möglichkeit, Sammelbestellungen aufzugeben. Über dezentrale Lager werden darüber hinaus Transportwege minimiert. Um Ressourcen zu sparen, gibt es ein Kreislaufsystem für Kabeltrommeln. Außerdem bietet Lapp Produkte speziell für die Solarund Windenergiebranche sowie für den Schienenverkehr an und wird diese Aktivitäten in den nächsten Jahren weiter forcieren. Auch bei der Entwicklung, Herstellung und den Vertrieb von Ladesystemen für Elektroautos leistet das Unternehmen einen Beitrag. Das rote Metall ist nach Silber der zweitbeste Stromleiter und besitzt eine deutlich bessere Leitfähigkeit als Aluminium Zukünftig will das Unternehmen bevorzugt ökologisch sauberes Kupfer einkaufen. Aber der Weg zur nachhaltigen Wertschöpfung ist kompliziert. Basierend auf den Projektergebnissen wird der Hersteller seine Einkaufsstrategie ausrichten – von einer dezentralen zu einer zentralen Beschaffungsorganisation. Trotzdem ist vorgesehen, dass Kupfer weiterhin von mehreren Bezugsquellen beschafft wird, denn die Entscheidung für einen Lieferanten hängt von verschiedenen Faktoren ab: Wo ist der Lieferant angesiedelt? Wie weit sind die Transportwege? In welcher Verarbeitungsform wird das Kupfer zur Verfügung gestellt? Es zeigt sich: Kupfer ist nicht gleich Kupfer. GEMEINSAME LÖSUNGEN FINDEN Zurzeit führt der Hersteller Gespräche mit Kupferlieferanten, um sich einen Überblick zu den CO 2 -Emissionen der verschiedenen Produkte zu verschaffen. Sobald eine Übersicht zu den aktuellen Emissionswerten aller bezogenen Kupferprodukte vorliegt, wird geprüft, ob ein Wechsel hin zu „grünem Kupfer“ möglich ist. Wichtig ist dabei, den Dialog mit den Lieferanten zu suchen und gemeinsam an Lösungen zu arbeiten. Bilder: Aufmacher Parilov – stock.adobe.com; sonstige Lapp www.lapp.com www.derkonstrukteur.de DER KONSTRUKTEUR 2023/05 35