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DER KONSTRUKTEUR 1-2/2022

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DER KONSTRUKTEUR 1-2/2022

SOFTWARE & PROTOTYPING

SOFTWARE & PROTOTYPING PRODUKTE UND ANWENDUNGEN MIT METHODE ZUM PATENTIERTEN PRODUKT Die Theorie des erfinderischen Problemlösens (TRIZ) gehört zum Werkzeugkasten des Konstrukteurs und Entwicklers. Erst durch Überwinden von Widersprüchen werden innovative Entwicklungen möglich. Und mehr noch, die Evolution technischer Systeme folgt bestimmten Mustern und Gesetzen. B.Eng. Martin Backes, Masterstudent der Vertiefungsrichtung Allgemeiner Maschinenbau im Fachbereich Technik an der Hochschule Trier; Prof. Dr.-Ing. Armin Wittmann, Professor für Produktionstechnik, Betriebsorganisation und Supply Chain Management und Leiter des Kabellabors (LAP) an der Hochschule Trier 32 DER KONSTRUKTEUR 2022/01-02 www.derkonstrukteur.de

SOFTWARE & PROTOTYPING Saulowitsch Altschuller und Rafael Borissowitsch Shapiro, beruht auf der Analyse von Patentschriften und der Beobachtung, dass einer großen Anzahl von Erfindungen nur eine vergleichsweise kleine Anzahl von allgemeinen Lösungsprinzipien zugrunde liegt. Bei der Entwicklung oder Optimierung von Produkten stellt sich oft das Problem, ein neues und wettbewerbsfähiges Produkt zu entwickeln, obwohl es bereits eine hohe Anzahl von Konkurrenzprodukten und Schutzrechten gibt. Bestehende Kreativitätsmethoden der Konstruktion, zum Beispiel die Morphologie (vgl. Schlicksupp, 1977, S.67-72), bieten dabei nicht die Möglichkeit, aktiv dieses Problem zu lösen, da sie nur die technische Lösung selbst, nicht aber die bestehenden Schutzrechte berücksichtigen. Es ist die Aufgabe des Entwicklers die bestehenden Schutzrechte ausfindig zu machen und Lösungen zu entwickeln, die nicht zu einer Verletzung derselben führen. Dafür wird üblicherweise nach der Konzeptentwicklung eine aufwendige Patentrecherche durchgeführt, da nach den ersten Entwürfen die eigene Lösung mit allen zuvor gefundenen Schutzrechten abgeglichen werden muss. Dieses Vorgehen ist iterativ und führt bei einer hohen Anzahl bereits existierender Konkurrenzprodukte und Schutzrechten zu einer schwierigen, zeitaufwendigen Lösungsfindung mit der Gefahr etwas entwickelt zu haben, was bereits durch ein bestehendes Schutzrecht urheberrechtlich geschützt ist und die Gefahr eines jahrelangen Rechtsstreits birgt. Schutzrechtsverletzungen lassen sich vermeiden. Die TRIZ-Methodik (im englischen Sprachgebrauch Theory of inventive Problemsolving: TIPS), entwickelt von Genrich WETTBEWERBSVORTEILE SICHERN Oft greifen Unternehmen erloschene Schutzrechte auf, um sie auf ihre Produkte anzuwenden. Dies hat jedoch den Nachteil, dass ein erloschenes Schutzrecht als Stand der Technik anzusehen und nicht mehr schutzrechtfähig ist. Somit kann das Unternehmen zeitlich verzögert ein gleichwertiges Produkt auf den Markt bringen, dies schafft jedoch kein Alleinstellungsmerkmal und damit keinen aktiven Wettbewerbsvorteil. Die Problematik der Schutzrechtverletzung lässt sich vermeiden, indem man die bestehenden Schutzrechte systematisch zur Lösungsfindung verwendet. Eine Abwandlung der TRIZ-Widerspruchsmatrix ermöglicht es, sich aktiv bestehende Schutzrechte zur Schutzrechtumgehung zunutze zu machen. Die TRIZ-Widerspruchsmatrix ist eine gängige Kreativitätsmethode, die auch unter dem Namen „Theorie des erfinderischen Problemlösens“ (G. Altschuller) bekannt ist. Altschuller entwickelte eine Matrix, die auf zahlreichen existierenden Schutzrechten beruht und welche durch die Eingabe eines technischen Widerspruchs in Form von jeweils zwei der insgesamt 39 möglichen Parameter, definierte Lösungsprinzipen ausgibt, die zur Überwindung dieses technischen Widerspruchs beitragen. Dabei handelt es sich immer um dieselben 40 möglichen Lösungsprinzipien, die sich nach Altschuller in allen existierenden Schutzrechten wiederfinden lassen (vgl. Orloff, 2006). Der normale Anwendungsbereich dieser Methode liegt in der Lösungsfindung von technischen Widersprüchen in der Konstruktion oder Entwicklung. Diese Methode lässt sich nun von einer passiven in eine aktive Methode der Schutzrechtumgehung transferieren. Da nach Altschuller jedes Schutzrecht auf mindestens einem dieser 40 Lösungsprinzipien basiert, muss sich jedes zu umgehende Patent rückwirkend auf diese Widerspruchsmatrix wieder übertagen lassen. WAS TUN, UM AKTIV EIN SCHUTZRECHT ZU UMGEHEN? Zuerst müssen, wie allgemein üblich, die Anforderungen des zu entwickelnden Produkts klar definiert werden. Als nächstes gilt es eine umfangreiche Recherche nach bereits existierenden Schutzrechten für den konkreten Anwendungsfall durchzuführen. Will man nun herausfinden, welches dieser bestehenden Schutzrechte die eigenen Anforderungen am besten erfüllt, kann man zur Selektion bestehende Entscheidungsfindungsmethoden oder Bewertungsverfahren verwenden. Hierzu eigenen sich beispielsweise das K.O.-Verfahren und die gewichtete Punktebewertung oder die Nutzwertanalyse, die die eigenen Anforderungen an das Produkt mit einbeziehen. Wichtig ist hierbei, dass im Gegensatz zur üblichen Anwendung der Bewertungsverfahren keine Konzepte, www.derkonstrukteur.de DER KONSTRUKTEUR 2022/01-02 33