Der Konstrukteur 10/2022

SPECIAL

SPECIAL MASCHINENSICHERHEIT SPECIAL ANS GANZE DENKEN Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile: Dieser Grundsatz gilt auch für die Maschinensicherheit, wenn sich der Konstrukteur für eine Systemlösung aus einer Hand entscheidet. Drei Beispiele zeigen, welchen Nutzen eine perfekt auf die individuellen Anforderungen abgestimmte Sicherheitslösung bietet – sowohl für den Hersteller als auch für den Anwender der Maschine. Tobias Thiesmann, System- und Lösungsmanager, Schmersal Gruppe, Wuppertal

SPECIAL MASCHINENSICHERHEIT Wann ist der beste Zeitpunkt, die Maschinensicherheit in eine Maschine „hineinzukonstruieren“? Die schlechteste Lösung bzw. Antwort ist bekannt: Wenn dieser Schritt ganz am Ende des Prozesses erfolgt, nachdem die Maschine mit allen betriebsmäßigen Funktionen entwickelt und konstruiert worden ist. Besser ist es, schon im Entstehungsprozess der Maschine die Sicherheitsfunktionen nicht nur zu berücksichtigen und mitzudenken, sondern sie tatsächlich auch direkt mitzukonstruieren. Dann ist die Wahrscheinlichkeit gering, dass sich der Anwender später durch die Schutzeinrichtungen in der Bedienung der Maschine beeinträchtigt sieht, was in der Praxis Anlass zu Manipulation geben kann. Dabei – und das ist eine weitere Empfehlung – lohnt es sich, gerade im Bereich der sicheren Signalauswertung neueste Technologie einzusetzen, zum Beispiel Sicherheitssteuerungen mit Kommunikationsschnittstelle statt Sicherheitsrelaisbausteinen ohne Diagnosemöglichkeit. Das mag auf den ersten Blick teurer sein, aber das täuscht oft, wenn man die Gesamtkosten betrachtet und zum Beispiel auch den Installationsaufwand berücksichtigt. MÖGLICHKEITEN DER STEUERUNGS- TECHNIK NUTZEN Drittens schließlich bietet der zunehmende Einsatz von sicherheitsgerichteter Steuerungstechnik auch den Vorteil, dass die Sicherheitsfunktionen mit den nicht sicherheitsgerichteten Funktionen der Maschine bestmöglich abgestimmten werden können. Sogar eine spezifische Anpassung dieser Funktionen durch Programmierung oder Parametrierung lässt sich realisieren. In anderen Projekten verringert sich der Installationsaufwand. Das Schmersal- Projektteam „Systeme und Lösungen“ treibt solche Konzepte voran und projektiert – gemeinsam mit den Anwendern – entsprechende Sicherheitslösungen. Der Nutzen solcher Lösungen lässt sich am besten an drei Beispielen verdeutlichen. SICHERHEITSKOMPAKTSTEUERUNG MIT INDIVIDUELLER SOFTWARE Ein Hersteller von Brotschneidemaschinen für Supermärkte suchte nach einer Lösung für die Überwachung und Integration der Sicherheitseinrichtungen: Stillstandsüberwachung der Schneidvorrichtung, Zuhaltung der Schutzhaube, sensorische Überwachung der Schutzhaube und Not-Halt. Im Wettbewerb mehrerer Anbieter konnte sich Schmersal mit dem Konzept durchsetzen, eine anwendungsspezifisch programmierte OEM-Version der Sicherheitskompaktsteuerung Protect-Select zu verwenden. Die anwendungsspezifische Software trägt allen individuellen Anforderungen des Maschinenherstellers Rechnung. Sie lässt sich universell für mehrere Baureihen einsetzen, ermöglicht umfassende Diagnosefunktionen und bietet im Vergleich zu einer herkömmlichen Stillstandsüberwachung erhebliche Kostenvorteile. EINFACHE KONFIGURATION BIETET VERBESSERTE DIAGNOSEMÖGLICHKEITEN Ein zweites Beispiel: Ein namhaftes Unternehmen, das Lebensmittelmaschinen herstellt und eine neue Maschinenbaureihe entwickelte, konsultierte Schmersal für die Auswahl der sicherheitstechnischen Hardware zur Überwachung mehrerer Schutztüren und Klappen an einer Schneidanlage. Die Herausforderung bestand hier darin, die insgesamt 13 verschiedenen Typen von Sicherheitsauswertungen, die in diversen Produktreihen des Kunden verbaut waren, zu vereinheitlichen. Auslöser dafür war ein Mix aus Anforderungen an die Verfügbarkeit, gestiegenen Sicherheitsstandards und Abkündigungen seitens der Hersteller. www.derkonstrukteur.de DER KONSTRUKTEUR 2022/10 77