ANTRIEBSTECHNIK 01 01 SEW-Eurodrive hat mit der Industriegetriebe- Baureihe X.e einen Baukasten für große Stirn- und Kegelstirnradgetriebe entwickelt 02 Planetengetriebe der Baureihe P werden im Großgetriebewerk Bruchsal gefertigt und montiert 03 Sondergetriebe können nach individuellem Kundenwunsch in Losgröße 1 fabriziert werden 02 03 Jeder Standort im Werksverbund hat einen anderen Schwerpunkt und fertigt verschiedene Baureihen. So kommen beispielsweise aus dem Großgetriebewerk Bruchsal die Stirn- und Kegelstirnradgetriebe-Baureihe X.e bis zum mittleren Drehmomentbereich sowie die Planetengetriebe der Baureihe P. Die Prozesse sind so gestaltet, dass reine Baukastengetriebe – ohne kundenspezifische Anpassungen – sowie auch Getriebe mit kundenspezifischen Individualisierungen („Engineering to Order“) gefertigt und montiert werden können. Darüber hinaus werden in Bruchsal applikationsspezifische Baureihen wie Hubwerks- oder Becherwerksgetriebe hergestellt sowie Seriengetriebe, die individuell für Kunden entwickelt wurden. Das Werk im finnischen Karkkila bedient den oberen Drehmomentbereich: Mit der Baureihe ML..2 können Anwendungen bis ca. 1,5 Mio. Nm abgedeckt werden. Im Gegensatz dazu produziert das Werk Pilsen kundenspezifische Getriebe ab Losgröße 1, die nicht auf einem Baukasten basieren und komplett nach Kundenwunsch konstruiert und gefertigt werden. So können beispielsweise bei einem Retrofit Getriebe von Fremdanbietern 1:1 ersetzt werden. Der neueste Standort im SEW-Industriegetriebe-Werksverbund befindet sich im baden-württembergischen Kehl nahe der französischen Grenze. Hier gibt es eine Spezialisierung auf die Fertigung von (Ersatz-)Teilen nach Zeichnung oder Muster. So werden zum Beispiel Stirn-, Kegel- oder Schneckenräder, Wellen sowie Zahnstangen in verschiedensten Größen und ab Stückzahl 1 gefertigt. Dies schafft zusätzliche Flexibilität, um Kundenwünsche umfassend bedienen zu können. Dadurch ergibt sich ein weltweiter Produktionsverbund, der es SEW-Eurodrive ermöglicht, ein beispielloses Industriegetriebe-Portfolio anzubieten. WELTWEITER FERTIGUNGS- VERBUND BILDET DAS RÜCKGRAT FÜR QUALITÄT UND SERVICE TITELSTORY PRODUKTE UND ANWENDUNGEN und Effizienz bei gleichzeitiger Flexibilität der Prozesse. Dadurch sind extrem kurze Lieferzeiten möglich. So können zum Beispiel mit dem „To-Go“-Programm Baukastengetriebe bereits nach fünf Arbeitstagen versendet werden – im Notfall, wenn eine Anlage stillsteht, sogar innerhalb von 24 Stunden. Dies garantiert höchste Betriebssicherheit für den Betreiber. JEDES WERK HAT EIGENE SCHWERPUNKTE SCHNITTSTELLENPROBLEME VERMEIDEN Anwender bekommen bei SEW-Eurodrive Antriebssysteme aus einer Hand, das heißt vom Frequenzumrichter über Standard- Getriebemotoren bis hin zu individuellen Industriegetrieben. Und falls erforderlich auch mit Zukaufkomponenten, die nicht im SEW-Portfolio vorhanden sind. Schnittstellenprobleme und die Koordination unterschiedlicher Lieferanten entfallen hierdurch. In der Breite bietet SEW-Eurodrive das weltweit umfangreichste Antriebs-Portfolio mit perfekt aufeinander abgestimmten Komponenten. Service- und Dienstleistungen entlang des kompletten Anlagenlebenszyklus für Eigen- und Fremdkomponenten ergänzen das Produktportfolio. Bei SEW-Eurodrive heißt das Life Cycle Services. So können Eigen- und Fremdfabrikate gewartet, repariert oder ausgetauscht werden (Retrofit). Der Kunde bekommt so immer die für ihn wirtschaftlichste Lösung. Ein globales Netz von Servicezentren stellt zudem die weltweite Vor-Ort-Servicefähigkeit sicher und ermöglicht schnelle Abhilfe bei der Wartung und Reparatur von Großgetrieben. Trotz der Vielfalt an Produkten und Dienstleitungen sowie den weltweiten Fertigungs- und Montagewerken lebt SEW-Eurodrive das Konzept „One Face to the Customer“ – unabhängig vom Anliegen und vom angefragten Produkt gibt es einen Ansprechpartner, der dem Anwender zur Seite steht. Bilder: SEW-Eurodrive www.sew-eurodrive.de 20 DER KONSTRUKTEUR 2024/10 www.derkonstrukteur.de
ANTRIEBSTECHNIK GETRIEBE EINER BESONDEREN LIGA Ein Gespräch über die Herausforderungen einer modernen Antriebswelt – … mit Michael Sztuba, Leiter Industrial Gear Units Germany bei SEW-Eurodrive Nicole Steinicke: Bevor wir in die Getriebe-Welt des Unternehmens SEW-Eurodrive eintauchen, werfen wir einen Blick auf Ihre Vita. Denn als Leiter des Bereichs Industriegetriebe ist nicht nur Know-how gefragt, sondern auch die Fähigkeit, sowohl das operative als auch das strategische Geschäft so zu kombinieren, dass sich daraus Mehrwerte für Ihre Kunden ergeben. Was heißt das für Sie? MICHAEL SZTUBA: Nach meinem Studium der Konstruktionstechnik waren beste Voraussetzungen geschaffen, um 2006 für ein erstes Projekt bei SEW-Eurodrive im Bereich der Industriegetriebe einzusteigen. Im Fokus stand die Konstruktion von Industrieplanentengetrieben. Darauf folgte die Projektleitung und später die Gruppenleitung mit der Verantwortung für die Serienentwicklung von Industrie- Planetengetrieben. Anschließend übernahm ich die Abteilungs leitung der Auftragskonstruktion für Industriegetriebe inklusive der Stirnrad- und Kegelstirnradgetriebe, die sich mit Modifikationen bis hin zu kompletten Sonderkonstruktionen beschäftigte. Seit 2021 sind wir in einer Geschäftsfeldeinheit für Industriegetriebe organisiert, die ich heute als Verantwortlicher der Industrial Gear Units Germany leite. Ich bin sehr dankbar für die Erfahrungen die ich in den letzten 18 Jahren in diesen Stationen sammeln konnte und freue mich, dass ich dies nun sowohl im Strategischen als auch im Operativen zusammen mit einem kompetenten und motivierten Team gewinnbringend nutzen kann. Unsere Einheit bietet damit einen schnellen und effizienten Support in der Auftrags abwicklung sowie detailliertes Industrie- und Applikations-Know-how, beispielsweise in logistischen Anwendungen wie der Kranindustrie. In dieser Kombination sind wir in der Lage, je nach Applikation Getriebe on point auszulegen. Das hat gleich zwei Benefits: Unsere Kunden wachsen mit ihren Aufgaben und wir entwickeln uns mit jedem Auftrag, mit jeder neuen Lösung weiter, transferieren unser Know-how in die Vertriebsgesellschaften, qualifizieren uns stetig und erweitern unser Portfolio. Nicole Steinicke: Industriegetriebe gibt es in verschiedensten Ausprägungen. Wo liegen die Stärken von SEW-Eurodrive in diesem Geschäftsfeld und welche Mehrwerte sind damit verbunden? MICHAEL SZTUBA: Ein großer Vorteil für unsere Kunden ist, dass wir umfangreiches Applikations-, Industrie- und Produkt-Know-how bereitstellen. Wir sind interdisziplinär organisiert, das heißt, in unseren Teams sind Mitarbeiter, die viel Erfahrung aus der Industrie mitbringen, beispielsweise aus der Kranindustrie, der Zementindustrie oder der Stahlindustrie. Wir setzen dabei nicht nur auf Getriebebauer, sondern auch stark auf Applikationsexpertise. Denn nur so lassen sich Mehrwerte erkennen, Innovationen entwickeln und ein Austausch mit unseren Kunden auf Augenhöhe realisieren. Darüber hinaus sind wir weltweit in 57 Ländern präsent und dadurch nah am Geschehen. Des Weiteren verfügt SEW-Eurodrive im Industriegetriebebereich über zahlreiche Produktionsstandorte innerhalb Europa, China und Brasilien, sowie große Montagezentren in USA, Australien und Südafrika. Weiterer Benefit für unsere Kunden ist die Strategie eines One-Stop-Shops. Das heißt, bei uns erhalten Kunden alles aus einer Hand. Aber nicht nur das. Innerhalb des SEW- Werksverbunds können wir Standard-Industriegetriebe in fünf Arbeitstagen, Sonderlösungen binnen 15 Arbeitstagen und bei einem Break Down ein Getriebe sogar binnen eines Tages ab Werk ausliefern. Im Großgetriebewerk in Bruchsal decken wir damit 50 Prozent des Portfolios mit dieser Lieferzeit ab. Ich kenne keinen Wettbeweber, der das bieten kann. Nicole Steinicke: Schauen wir uns den Markt für Groß getriebe an: Spüren Sie weiterhin zurückhaltende Nachfrageimpulse? Wie entwickeln sich einzelne Branchen und Länder und wo sehen Sie zukünftige Chancen? www.derkonstrukteur.de DER KONSTRUKTEUR 2024/10 21
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