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DER KONSTRUKTEUR 10/2024

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DER KONSTRUKTEUR 10/2024

SOFTWARE & PROTOTYPING

SOFTWARE & PROTOTYPING ENGINEERING IN DER CLOUD PRODUKTE UND ANWENDUNGEN Die Enercon GmbH ist einer der größten deutschen Hersteller von Windenergieanlagen. Für die Elektrotechnik-Konstruktion nutzt das Unternehmen eine cloudbasierte Infrastruktur von Eplan und setzt bei der unternehmenseigenen Schaltschrank-Konfektionierung auf Lösungen von Rittal und Rittal Automation Systems. Die Firma Enercon konzentriert sich auf Onshore-Anlagen und hat mit dem Directdrive einen Antrieb entwickelt, der ohne Getriebe auskommt. Neues Topmodell im Windkraftanlagen-Programm des Unternehmens ist die E-175 EP5 mit 6 MW Nennleistung und einer Nabenhöhe bis 163 m; der Rotordurchmesser beträgt 175 m und ist einer der größten im europäischen Markt. Entwickelt wurde diese Anlage Gerald Scheffels, freier Fachjournalist, Wuppertal für den (Onshore-)Einsatz in Regionen mit mittlerem bis schwachem Wind; sie zeichnet sich an diesen Standorten durch niedrige Stromgestehungskosten aus. Ein weiteres Merkmal ist die integrierte E-Technik der neuesten Generation: Die Schaltschränke befinden sich nicht am Boden, sondern in der Gondel. Fortschrittlich in der Branche ist auch die Elektro-Entwicklung bei Enercon. Bei der Planung der 34 DER KONSTRUKTEUR 2024/10 www.derkonstrukteur.de

SOFTWARE & PROTOTYPING E-175 EP5 nutzten die Konstrukteure erstmals die cloudbasierte Eplan Plattform auf Basis von Microsoft Azure. Andree Rülander, Leiter Electrical Design: „Wir haben eine Eplan-Lösung für das Multi-User-Engineering etabliert. Die erlaubt unseren Kollegen an den Entwicklungsstandorten in Deutschland, den Niederlanden, Polen und Indien ein Simultaneous Engineering.“ WELTWEIT NUTZBAR Was gab den Ausschlag für die Verlagerung der Engineering- Plattform in die Cloud? „Unsere gesamte IT-Strategie geht in Richtung Cloud, und dieses Projekt war ein Pilot dafür“, erläutert Rülander. „Erstens ist die Handhabung deutlich einfacher: Man muss sich nicht um Treiber, Updates und die Administration kümmern – das erledigt der Cloud-Anbieter. Und ein neuer Rechner ist innerhalb von 20 Minuten eingerichtet statt nach Tagen.“ Noch wichtiger aber: Mehrere Kollegen – auch an unterschiedlichen Standorten – arbeiten immer an ein und demselben und stets aktuellen Datenmodell. Enercon hat sich – in Abstimmung mit dem Eplan Consulting – dafür entschieden, keine typische Cloud-Lösung zu nutzen. Stattdessen werden die On-Premise- Prozesse und -Produkte so in die Cloud übertragen, dass sie exakt wie eine Domänenlösung funktionieren. Der Einstieg erfolgt dabei über den Microsoft Azure Marketplace und kann über vier unterschiedliche Eplan Solutions-Apps abgerufen werden. HERAUSFORDERUNG BEI DER PREMIERE WIEDERHOLTE ENTSCHEIDUNG FÜR BEWÄHRTE GEHÄUSE Im Zuge der Entwicklungsprojekte für die neuen Baureihen E-160 EP5 und E-175 EP5 – und parallel zum Going cloud mit Eplan – hat Enercon auch die Schaltschrank- Frage neu gestellt und die wesentlichen Anbieter einem Benchmark unterzogen sowie Musterschränke getestet. Das Ergebnis war eindeutig: Die Rittal Kleinund Großgehäuse bleiben unser Standard. Ein Grund dafür ist die sehr gute Abbildung der Rittal Lösungen in Eplan. Das wird für uns, mit zunehmender Automatisierung der Schaltschrank-Konfektionierung, künftig noch wichtiger werden. ANDREE RÜLANDER, Leiter Electrical Design, Enercon Die Konfiguration und Installation dieser grundsätzlich neuen Lösung erwies sich zunächst als Herausforderung. Detlef Harms, Projektleiter bei Eplan: „Das war eine Premiere, bei der wir durchaus auch unsere Learnings hatten.“ Gestartet wurde deshalb zunächst mit einem Proof of Concept; erst dann ging das cloudbasierte Elektro-Engineering im Oktober 2022 produktiv – und funktioniert jetzt perfekt. Übrigens beschritten alle Beteiligten in dieser Aufgabenstellung Neuland – Eplan, Enercon und auch Microsoft. Harms: „Unser Ziel war eine skalierbare Lösung, die jetzt auch im Microsoft Azure Store weltweit für Eplan-Nutzer abrufbar ist. In diesem Fall haben wir alle im Schulterschluss echte Pionierarbeit geleistet.“ Andree Rülander ergänzt: „Rund 40 Entwickler an mehreren Standorten arbeiten und engineeren cloudbasiert mit Eplan – und sie sind sehr zufrieden mit der Infrastruktur, der Bedienung und auch der Reaktionsgeschwindigkeit.“ Hinzu kommt noch: Enercon hat die Struktur im Engineering neu aufgesetzt und arbeitet jetzt bibliotheksgestützt. Konkret können die Ingenieure aus einer vorgedachten Bibliothek auswählen, welche Module für die jeweilige Windenergieanlage benötigt werden. Die Migration der ECAD-Infrastruktur in die Cloud war auch deshalb keine kleine Aufgabe, weil Enercon die Eplan Plattform sehr umfassend nutzt. Neben Eplan Pro Panel (Schaltschrankaufbau) und Electric P8 (Elektrokonstruktion) sind auch Zusatztools wie Pro Panel Copper (für Stromverteilungen) im Einsatz. Intensiv MEHR EFFIZIENZ MIT DEM DRAHTKONFEKTIONIER-VOLLAUTOMATEN Enercon nutzt in der Planung verschiedene Eplan Tools, und in der Fertigung kommt zusätzlich das Rittal Wire Terminal zum Einsatz, um die Drähte beziehungsweise Leitungen zu konfektionieren. Der Drahtkonfektionier-Vollautomat von Rittal Automation Systems ist zu einem wichtigen Baustein im Produktionsablauf und dort zu einem echten Effizienztreiber geworden – denn beim Schaltschrankausbau lassen sich bei der Verdrahtung die meisten Effizienzgewinne und Ersparnisse realisieren. Er erlaubt zudem eine schnelle Anpassung und Optimierung der eigenen Prozesse und trägt so wesentlich dazu bei, die Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten. www.derkonstrukteur.de DER KONSTRUKTEUR 2024/10 35