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DER KONSTRUKTEUR 11-12/2024

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ANTRIEBSTECHNIK ANZEIGE

ANTRIEBSTECHNIK ANZEIGE PRODUKTE UND ANWENDUNGEN GEWINDETRIEBE IN HERSTELLUNG UND ANWENDUNG – TEIL 2/2 BEIM GEWINDEROLLEN GELAUSCHT Mit modernsten Verfahren, langjährigem Know-how und einem Werkzeugbestand von über 1.000 Rollwerkzeugen fertigt ein Schweizer Hersteller gerollte Hightech-Gewinde für die unterschiedlichsten Anwendungen. Neben Standard- und kundenspezifischen Produkten bietet das Unternehmen auch Gewinde in Lohnfertigung an. Der zweite Teil der Artikelserie gibt einen vertiefenden Einblick in den anspruchsvollen Prozess des Gewinderollens und lauscht dem Säuseln des fertigen Gewindes. 18 DER KONSTRUKTEUR 2024/11-12 www.derkonstrukteur.de

ANTRIEBSTECHNIK 01 01 Gewinderollen im Einstechverfahren: Die beiden Werkzeuge stechen mit der keilförmigen Steigungsrille symmetrisch in das Werkstück ein 02 02 Der Mikroschliff zeigt den Verlauf der Materialfasern in einem gerollten Gewinde Gewinderollen ist die Kernkompetenz der Eichenberger Gewinde AG. Das Unternehmen aus der Schweiz fertigt die Gewindeprofile seiner Gewindespindeln ausschließlich im Gewinderoll-Verfahren. Bei einer spanabhebenden Bearbeitung – wie zum Beispiel durch Fräsen oder Drehen – kann man Formen auf den Tausendstelmillimeter reproduzierbar fertigen, indem man die Maschine bei Erreichen des Endmaßes anhält, das Maß prüft und gegebenenfalls die Bearbeitung fortsetzt. Anders verhält es sich mit dem Kaltumformverfahren des Gewinderollens, das Eichenberger ständig weiter verfeinert: Weil der ungeheure Druck der Rollwerkzeuge nachwirkt, muss man den Rollprozess beenden, bevor die vorgesehene Form erreicht ist – je nach Grundmaterial unterschiedlich früh. Stahl verändert seine Form zwar nur noch sehr geringfügig, aber doch merklich. Die Gitterstruktur des Materials bringt sich nach der plastischen Umformung wieder in Ordnung. KEINE ZWEITE CHANCE Den Zeitpunkt des „Aufhörens“ beim Gewinderollen abzuschätzen, ist daher reine Erfahrungssache. Lässt man den Druck etwas zu lang oder auch zu kurz wirken, stimmt die gewünschte Form nicht mehr. Ein Maßergebnis sagt dann nur noch aus, dass die Gewindeform fehlerhaft ist. Eine zweite Chance gibt es nicht! Die große Kunst besteht also darin, genau zu hören, wann der Prozess beendet werden muss. „Das Material säuselt“, sagen Fachleute dann. Verpasst man diesen Zeitpunkt, kann es zu Abblätterungen kommen und der Werkstoff wird „totgewalzt“. Für die Eigenerwärmung des Werkstücks gilt die Faustregel: Verlässt die Schraubspindel die Rollwerkzeuge der Maschine kalt oder nur ganz leicht erwärmt, lagen die Parameter des Umformprozesses im erlaubten Bereich. Soll eine Gewindespindel nach dem Rollen gehärtet werden, verlangt dies ein besonderes Augenmerk. Härten ist eine Wärmebehandlung und geht mit einer Änderung der Länge einher, die vor dem Härten ermittelt werden muss. Dazu rollt der Prüfer von jeder Materialcharge eine gewisse Anzahl an Testspindeln und dokumentiert deren Maße und Maßabweichungen. So „tastet“ man sich an die erforderlichen Toleranzen heran. Erst dann kann die Fertigung mit der Werkstoffcharge starten, wobei das Testergebnis wohlgemerkt nur für diese Charge gilt. Bei Spindeln mit einem Steilgewinde vertraut der Gewinderoller auf sein Gefühl. Er muss merken, wann das Material „ruhig“ ist. Hat sich die Kerntemperatur des Werkstücks der Umgebungstemperatur angeglichen, müssen die Gewindemaße innerhalb der erlaubten Grenzen liegen. Zuviel Wärme bedeutet bei einer Spindel mit Steilgewinde, dass die Toleranzen zu groß sind. Sowohl bei der gehärteten Gewindespindel als auch bei Spindeln www.derkonstrukteur.de DER KONSTRUKTEUR 2024/11-12 19