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DER KONSTRUKTEUR 3/2017

DER KONSTRUKTEUR 3/2017

KLARTEXT KONSTRUKTIONS-

KLARTEXT KONSTRUKTIONS- SOFTWARE – WAS SIND DIE TRENDS 2017? DIEGO R. TAMBURINI Ph. D., Sr. Industry Strategist, Design & Manufacturing Industry Strategy, Autodesk, Seattle (USA) Die Bedeutung von Echtzeit-Daten wird in der Konstruktion und Fertigung immer wichtiger. Bei Szenarien wie „Closed Loop“ zur Optimierung von Designprozessen oder dem „Smart Factory“-Szenario, das in der Fertigung beispielsweise bei der Anpassung von Disruptionen unterstützt, spielen Daten die entscheidende Rolle. Zudem werden AR und VR immer bedeutender, vor allem bei Entscheidungsprozessen. Beispielsweise könnte ein Experte VR verwenden, um in eine virtuelle Fabrik zu „gehen“, um so mittels der angezeigten Daten auch aus der Ferne Produktionsprobleme zu beheben. Die Auswirkung dieser steigenden Verfügbarkeit von Daten wird durch Fortschritte in den Bereichen Data Analytics, künstliche Intelligenz und Machine Learning nochmals gesteigert. Somit werden Szenarien mit wenig oder gar keiner menschlichen Intervention und mit beispielloser Geschwindigkeit möglich. Die Industrie ist im Wandel – Smart Factory, Augmented Reality, 3D-Druck, digitaler Zwilling. Daten spielen mit der zunehmenden Digitalisierung eine immer größere Rolle. Was bedeutet das für Konstruktionssoftware? DIE BEDEUTUNG VON ECHTZEIT- DATEN WIRD IMMER WICHTIGER VIRTUELLE PRO- DUKTMODELLE ENTHALTEN IN- TELLIGENZ UND KONNEKTIVITÄT SPECIAL ANDREAS BARTH Managing Director Eurocentral, Dassault Systèmes, Stuttgart Laut einer aktuellen IDC-Studie beschäftigen sich bereits über die Hälfte der Führungskräfte mit Industrie 4.0. Allerdings bleiben diese Initiativen oft in der Pilotphase hängen. Ein Grund dafür ist, dass nur 5 % der befragten Industrieunternehmen derzeit eine zentrale Datenplattform besitzen, die alle Abteilungen entlang der Wertschöpfungskette vernetzt. Plattformen wie unsere offene 3DExperience-Plattform sind jedoch unerlässlich, damit Unternehmen das gesamte Wertschöpfungs-Ökosystem durchgängig digitalisieren können. Dabei kann die Visualisierung durch 3D-Darstellungen, Simulationen, Augmented- oder Virtual-Reality-Anwendungen wie eine gemeinsame Sprache über Funktions- und Sprachbarrieren hinweg wirken. Konstrukteuren kommt eine besondere Rolle zu: Sie schaffen virtuelle Produktmodelle, die neben den funktionalen und logischen Designzielen sowie den geometrischen Formen auch Intelligenz, Konnektivität und Prozessdetails enthalten. 50 DER KONSTRUKTEUR 3/2017

KLARTEXT DR. STEFAN BEERMANN Geschäftsleiter, KISSsoft AG, Bubikon (Schweiz) Es gibt zwei Ebenen, auf denen dieser Wandel Einfluss hat: Das eine ist der Zugang zu Daten. Virtual oder Augmented Reality gehen sicher in diese Richtung, ermöglichen sie doch einen intuitiveren Zugang zumindest zu dreidimensionalen Modellen. Der 3D-Druck verbreitete sich zunächst auch vor allem in diesem Bereich, und zwar beim Prototypenbau. Mittlerweile scheint er in Form der additiven Fertigung ja auch im klassischen Produktionsprozess Fuß zu fassen. Die zweite Ebene ist in der Verarbeitung der Daten. Big Data hat es vorgemacht: Wenn genügend Daten zur Verfügung stehen, können mit statistischen Methoden ganz neue, teilweise überraschende Zusammenhänge eruiert werden. Bei der Konstruktion ist es grundsätzlich von Vorteil, wenn zunehmend Messdaten aus dem Feld geliefert werden. Diese Art von Rückmeldung ist wertvoll zur Bewertung der Auslegungsmethoden, wie sie unter Laborbedingungen geschaffen werden, mit standardisierten Versuchen und Probekörpern. Wohlgemerkt nur zur Ergänzung und zur besseren Übertragung der Laborversuche in die Praxis, nicht als Ersatz. Ein zwiespältiger Trend ist die zunehmende Entfernung des Konstrukteurs vom wirklichen Bauteil. Das ist gut für die Effizienz, aber schlecht für das konstruktive Verständnis, vor allem bei jungen Ingenieuren, welche bereits mit dem Computer groß geworden sind. Hoffen wir, dass es noch lange dauert, bis im Maschinenbau die alternativen Fakten überhandnehmen. DER KONSTRUKTEUR ENTFERNT SICH VOM WIRKLICHEN BAUTEIL DIE INBETRIEBNAHME MUSS IM ENTWICK- LUNGSPROZESS NACH VORNE RÜCKEN BEATE MARIA FREYER Geschäftsführerin, machineering GmbH & Co. KG, München Die heutigen Produkte und Anlagen weisen eine Vielzahl von mechatronischen Komponenten auf. Die Entwicklung erfordert somit eine engere Verzahnung von Mechanik, Elektrik und Elektronik. Mit unserer Simulationssoftware IndustrialPhysics bieten wir unseren Kunden eine Plattform, um im Vorfeld komplexe mechatronische Systeme realistisch zu simulieren und virtuell in Betrieb zu nehmen. Für die reale Inbetriebnahme bedeutet dies eine Zeiteinsparungen um bis zu 75 % neben einer Steigerung der Softwarequalität um mehr als 40 %. Damit Automatisierungslösungen in immer kürzerer Zeit realisiert werden können, muss die Inbetriebnahme im Entwicklungsprozess immer weiter nach vorne rücken. Der ganzheitliche Ansatz des „Continuous Commissioning“ – der kontinuierliche Abgleich aller Disziplinen und Arbeitsschritte durch Simulation – leistet hierfür hilfreiche Dienste. Auch die Anbindung von Augmented-Reality-Systemen an unsere Simulation stellt dem Team noch detailliertere Echtzeit-Daten zur Verfügung. DER KONSTRUKTEUR 3/2017 51