Aufrufe
vor 6 Jahren

DER KONSTRUKTEUR 3/2018

DER KONSTRUKTEUR 3/2018

AUTOMATISIERUNGSTECHNIK

AUTOMATISIERUNGSTECHNIK LIVE@ PUNKTGENAU DURCH STATIONEN 01 02 PRODUKTE UND ANWENDUNGEN In der Großserienproduktion geht es um jede Zehntelsekunde. Genau darauf ausgerichtet sind Montage- und Fertigungsanlagen von Behr Systems. Basis ist ein linearmotorisches Transfersystem. Es bewegt Werkstückträger unabhängig voneinander in unterschiedlichsten Beschleunigungen präzise auf frei definierbare Positionen. Diese Anlage für den Einsatz bei einem Automobilzulieferer verbirgt ihre Komplexität nicht: An das geschlossene Oval mit 22 m Streckenlänge hat Behr Systems 37 Bearbeitungsstationen angedockt. Sie übernehmen verschiedenste Bearbeitungsschritte für die Montage einer elektromechanischen, sicherheitsrelevanten Baugruppe für PKWs. „Der Automobilzulieferer, der diese Anlage bestellt hat, fertigt bereits auf mehreren ähnlichen Anlagen und wir optimieren das modulare Konzept ständig weiter“, betont Rainer Hollweck, Project Manager bei Behr Systems. Der Sondermaschinenbauer aus dem bayrischen Blaichach fokussiert sich auf Montage-, Prüf- und Fertigungsanlagen und rüstet Automobilzulieferer ebenso aus wie die optische Industrie, die Medizintechnik und viele weitere Branchen. POSITIONIERT FLEXIBEL UND GENAU Das Grundlayout der Montagelinie besteht aus geraden Streckenund Kurveneinheiten des Rexroth Transfersystems Active Mover 22 DER KONSTRUKTEUR 3/2018

- AUTOMATISIERUNGSTECHNIK 01 Die vollautomatische Anlage mit 37 Bearbeitungsstationen 02 Die komplette Verkabelung verläuft auf der Innenseite; die Werkstückträger sind von außen frei zugänglich 03 Bearbeitungsstation mit mehreren Zwischenstopps für die variantenreiche Fertigung 04 Entladestation mit dem Transfersystem TS 2plus 03 „MECHATRONIK SCHAFFT NUTZEN FÜR MONTAGE- PROZESSE“ www.DerKonstrukteur.de Dr. Michael Döppert, Chefredakteur 04 Mechatronische Konstruktionsansätze erlauben neue Maschinenkonzepte mit bislang so nicht zu realisierenden Funktionen bzw. Prozessen. Diese Aussage, auf die wir immer wieder beim Thema Mechatronik stoßen, trifft auf das linearmotorische Transfersystem von Bosch Rexroth voll und ganz zu. Es scheint an Effizienz und Flexibilität kaum zu schlagen sein! mit vertikal eingebauten, verschleißarmen Linearmotoren. Auf der gesamten Strecke fahren Werkstückträger unabhängig voneinander auf exakt vorgegebene Positionen, teilweise sogar mehrere Positionen innerhalb einer Station nacheinander. Die Stationen montieren, pressen, reinigen, prüfen und verschrauben verschiedene Varianten der Baugruppe vollautomatisch. Um die Anlage herum sind die Zuführeinheiten platziert. Sie versorgen die Stationen mit den notwendigen Bauteilen, typsortiert und lagegerecht. „Die Anlage hat eine Autonomiezeit von 45 Minuten“, hebt der Project Manager hervor. So lang kann sie ohne manuelle Eingriffe arbeiten. Mitarbeiter füllen vor allem die Bestände an Bauteilen auf und entladen die Anlage. Beim Entladen der Anlage kommt ein weiteres Transfersystem von Rexroth zum Einsatz, das TS 2plus. Es schleust die fertig montierten Baugruppen horizontal aus der Anlage aus. Durch die hinterlegten Fertigungsprogramme kann der Automobilzulieferer ohne Umrüstaufwand verschiedene Varianten der Baugruppe auf der Anlage fertigen. Die Software der Anlagensteuerung gibt dazu den Werkstückträgern flexibel die anzufahrenden Positionen vor. „Wir arbeiten an den meisten Stationen mit einer Positioniergenauigkeit von unter 0,05 mm“, so der Project Manager. Die Wiederholgenauigkeit des Active Mover beträgt 0,01 mm. Diese Präzision erreicht der Active Mover auf den geraden Strecken durch das integrierte Messsystem. Deswegen ist eine zusätzliche Indexierung hier nicht erforderlich. „An einigen Stationen benötigen wir aber Toleranzen von 5 bis 10 µm“, sagt Rainer Hollweck. Dort entkoppelt Behr Systems den Werkstückträger von dem Werkstück durch eine schwimmende Lagerung. An der Station wird das Werkstück feinjustiert. VON HOCHDYNAMISCH BIS GANZ SANFT „Die Abstände zwischen den einzelnen Stationen betragen zwischen 50 und 100 cm“, beschreibt Rainer Hollweck den Aufbau. In diesen Abständen kann der Active Mover durch seine hohe Dynamik die Nebenzeiten deutlich reduzieren. Die Werkstückträger, für Zuladungen bis 10 kg ausgelegt, fahren in dieser DER KONSTRUKTEUR 3/2018 23