SAFETY & SECURITYTRANSDISZIPLINÄRSPECIALKonstrukteure undEntwickler im MaschinenundAnlagenbau setzenkomplexe Safety- undSecurity-Konzepte um.Dabei müssen sie dieMaschinenrichtlinie, denCyber Resilience Act sowieweitere nationale undinternationale Normen undRichtlinien berücksichtigen.Zwar bieten industrielleSicherheitstechnik undIT-Security bewährteLösungskonzepte, dochkönnten auch Ansätze ausanderen Branchen hierwertvolle neue Impulse undPerspektiven liefern. Wielassen sich Cyberresilienzund funktionale Sicherheitim Zusammenspiel vonMechatronik, Software undIT voranbringen? WelcheMethoden und Werkzeugesind übertragbar?JONAS STEINJEDER HERSTELLERKANN LEICHT EINSCHWACHSTELLEN-MANAGEMENTUMSETZENSachgebietsleiter Industrial Security, Institut für Arbeitsschutz der DGUV (IFA), Sankt AugustinDie neue EU-Maschinenverordnung und der Cyber Resilience Act (CRA)regeln das Mindestmaß für Security an Maschinen neu und stärkenQualitätshersteller auf dem europäischen Markt.In der Konstruktion kann die klassische Risikoanalyse weiterhinangewendet werden. Wo technische Schutzmaßnahmen das Risikosenken, müssen sie vor Korrumpierung geschützt werden damit sie ihreAufgabe auch erfüllen können. Wer sich heute schon mit den neuenAnforderungen befasst, kann von den Chancen profitieren. Einewesentliche Neuerung, die jeder Hersteller leicht umsetzen kann,ist das Schwachstellenmanagement.Hersteller richten online einen standardisierten Notfallkontakt ein,damit sie leicht erreicht werden können, wenn ihnen eine Schwachstellegemeldet werden soll. Zur klassischen Materialliste (BOM) kommt dannnoch eine sogenannte Software Bill of Material (SBOM) hinzu, in derSoftwarekomponenten erfasst werden. Während früher zeitintensiv inumfangreichen Listen nach Warnmeldungen zu Schwachstellen gesuchtwerden musste, erstellen moderne Tools damit eine automatisierteÜbersicht.Ein häufiger Fehler besteht darin, immense Ressourcen dafür zuverschwenden, Täterprofile künftiger Angreifer zu erstellen.Wer stattdessen jetzt in die Verbesserung der Produkte und ein gutesSchwachstellenmanagement investiert, wird einen wertvollen Vorsprungeinfahren.46 DER KONSTRUKTEUR 2025/04
DR.-ING. MAX BAUERForschung und Entwicklung bei Mayr Antriebstechnik, MauerstettenKonstrukteure im Maschinenbau können von Sicherheitsmethoden aus Branchen wie Bühnentechnik,Freizeitparks oder Aufzugtechnik profitieren. Simulationsbasierte Tests, digitale Zwillinge und prädiktiveWartung ermöglichen realitätsnahe Risikoanalysen, frühzeitige Fehlererkennung und eine höhereAnlagenverfügbarkeit. Interdisziplinäre Safety-Reviews und Hardware-in-the-Loop-Tests, wie sie in anderenBranchen etabliert sind, fördern robuste und praxisnahe Sicherheitslösungen. Für die Zukunft gewinntKünstliche Intelligenz weiter an Bedeutung: Sie ermöglicht die automatisierte Auswertung großerDatenmengen, erkennt Sicherheitsrisiken in Echtzeit und unterstützt die Entwicklung adaptiverSchutzmaßnahmen – ein entscheidender Fortschritt, um die wachsende Komplexität moderner Maschinensicher zu beherrschen. Meines Erachtens bietet der Maschinenbau kundenspezifisch derzeit bereitsvielfältige Möglichkeiten über Standard-Sicherheitsbestimmungen hinaus. So stellt Mayr Antriebstechnikmit einem ganzheitlichen Blick, auch über Branchengrenzen hinweg sicher, dass innovativeSicherheitskonzepte weiterentwickelt werden, von denen alle Beteiligten nachhaltig profitieren.KLARTEXTKÜNSTLICHE INTELLIGENZKANN DIE ENTWICKLUNGADAPTIVER SCHUTZMASS-NAHMEN UNTERSTÜTZENDIE SIMULATION VONNOTFALLSZENARIENKANN DIE SICHERHEITIN DER PRODUKTIONERHÖHENTHOMAS STEFFENSRegional Segment Manager für Funktionale Sicherheit und OT Cybersecurity sowie Leiter der Zertifizierstelle für FunktionaleSicherheit und OT Cybersecurity, TÜV Rheinland, KölnFür die Sicherheit von Maschinen und automatisierten Produktionslinien liefern innovative Ansätzeaus Branchen wie Automotive, Bühnentechnik oder medizinischer Robotik neue Impulse. BeispielBühnentechnik: Hier werden komplexe Hebetechniken mit präzisen Steuerungssystemen gesichert,um das Risiko von Unfällen zu minimieren – eine Herangehensweise, mit der man auch imMaschinenbau Sicherheitskonzepte verbessern könnte. Darüber hinaus können Methoden aus derMedizinrobotik wie die Simulation von Notfallszenarien die Sicherheit in der Produktion erhöhen.Das hochautomatisierte Fahren bietet ebenfalls interessante Ansätze. So beschäftigt sich derunterstützende Standard ISO 21448 mit technologiebedingten Einschränkungen bei hochkomplexenSensorsystemen. Ähnliche Prinzipien könnten bei der Entwicklung von Werkzeugmaschinenangewandt werden. TÜV Rheinland unterstützt diese Entwicklungen mit seiner Expertise inRisikobewertung sowie Prüfung und Zertifizierung von sicherheitsrelevanten Systemen – immer mitdem Ziel, Sicherheitslösungen effizienter und zuverlässiger zu gestalten.www.derkonstrukteur.de DER KONSTRUKTEUR 2025/04 47
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