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DER KONSTRUKTEUR 5/2016

DER KONSTRUKTEUR 5/2016

ANTRIEBSTECHNIK I TITEL

ANTRIEBSTECHNIK I TITEL Der Stoff, aus dem die Lager sind Gleitlager aus neu entwickeltem Polymer erweisen sich in innovativer Webmaschine als passende Lösung Mit der UniShed2 hat die Firma Gitec eine ganz neue Art von Webmaschinen und damit eine echte Innovation entwickelt. Denn die Maschinen arbeiten ohne den elektromechanischen Harnisch und nutzen stattdessen vibrierende Achsen. Gleitlagern aus einem neuen Werkstoff kommt dabei eine tragende Rolle zu. gesteuert. Ein mechanisches Schwingsystem ersetzt das traditionelle Harnischsystem mit Haken mit und Rückzugsfedern. Diese Innovation bietet zahlreiche Vorteile. Entwicklungsleiter Roland Michel: „Die Maschinen erlauben absolute Freiheit in der Musterung, weil sich der Prozess besser steuern lässt. Sie arbeiten extrem zu verlässig, weil jeder einzelne Faden optisch überwacht wird. Außerdem sind die Maschinen sehr kompakt und verbrauchen rund 20 % weniger Energie.“ Ein erster Prototyp der UniShed 2 ist bereits bei einem Anwender im Feldtest, weitere werden bei Gitec erprobt. In der Textilbranche findet die Entwicklung große Aufmerksamkeit, und Gitec erwartet nachhaltigen Markterfolg: „Wir sind überzeugt, dass das neue Prinzip die alte Technik zu 80 % ablösen wird.“ Die Textilindustrie ist eng mit dem Namen Jacquard verbunden: Joseph-Marie Jacquard erfand um 1800 in Lyon den nach ihm benannten Webstuhl, der das individuelle Webmuster über Lochkarten abtastet. Damit leistete er einen wichtigen Beitrag zur Fabrikautomation und auch zur Entwicklung der Computertechnik: Pioniere wie Herman Hollerith nutzte fast hundert Jahre später Lochkarten als Datenträger für die ersten Maschinen zur automatisierten Datenerfassung. Erst in den 1980er Jahren wurde die Loch kartentechnik der Webstühle durch elektro nische Steuerungen abgelöst. Noch länger hielt beziehungsweise hält sich das mechanische Grundprinzip. Die einzelnen Kettfäden werden durch das sogenannte Harnischsystem bewegt: Das ist eine mechanische Verbindung, die jede Weblitze gemäß dem gewünschten Muster über Haken und Rollenzüge oder Rückhol federn anhebt oder senkt. Betätigt werden die einzelnen Harnische zumeist über Magnete. Die Maschine: flexibel, kompakt und effizient Zu diesem sehr aufwändigen Prinzip gibt es jetzt eine deutlich flexiblere Alternative: Die Gitec GmbH in Neu-Ulm hat mit der UniShed 2 die weltweit erste harnischlose Jacquard- Webmaschine entwickelt. Bei ihr wird jeder Kettfaden einzeln über einen Piezo-Aktuator Das Lager: hoch beanspruchbar und schmierfrei Zu den konstruktiven Herausforderungen, die beim Bau der ersten Prototypenmaschinen zu lösen waren, gehört die Lagerung der oszillierenden Wellen, die einen Durchmesser von 50 mm aufweisen und über einen elektronischen Kardanantrieb von Servomotoren bewegt werden. Roland Michel: „Diese Lager werden stark beansprucht, denn die Wellen oszillieren und die Anlagen arbeiten als Dauerläufer im 24/7-Betrieb. Zugleich müssen sie ohne externe Schmierung auskommen, weil das Gewebe unterhalb der Wellen erzeugt wird. Wir hatten zunächst Gleitlager eines anderen Herstellers im Einsatz, die tech- 8 Der Konstrukteur 5/2016

TITEL I ANTRIEBSTECHNIK 01 Die von der Gitec GmbH entwickelte UniShed 2 ist die weltweit erste harnischlose Jacquard-Webmaschine 02 Entwicklungsleiter Roland Michel (rechts, mit Igus-Verkaufsberater Joachim Mayr) war maßgeblich an der Entwicklung der Webmaschine beteiligt nisch einwandfrei liefen, aber recht teuer waren. Da die Textilindustrie sehr preissensibel ist und jede einzelne Achse vielfach gelagert wird, haben wir zu Igus- Lagern gewechselt.“ Der Werkstoff: verschleißfest und quellresistent Der neue Gleitlager-Werkstoff zeichnet sich durch eine nochmals verbesserte Verschleißfestigkeit aus Ursprünglich war der Standardwerkstoff Iglidur J vorgesehen, der als echtes Dauerläufer-Material sehr verschleißfest ist und eine geringe Feuchtigkeitsaufnahme aufweist. Aber nach dem Motto „Das Bessere ist der Feind des Guten“ entwickelte Igus als neuen Werkstoff Iglidur J3, das sich durch eine nochmals verbesserte Verschleißfestigkeit auszeichnet. Je nach Anwendungsbedingungen wird im Vergleich zu Iglidur J eine bis zu dreimal längere Standzeit erreicht. Außerdem ist die Feuchtigkeitsaufnahme dieses Materials, das zusammen mit 15 anderen Hochleistungspolymeren seit Anfang des Jahres im Standardprogramm enthalten Treffen Sie unsere Experten für Kupplungen auf der Testing Expo Europe 2016. 31. Mai -02. Juni, Stuttgart, Stand 1835 Mehr Effizienz und Wettbewerbsvorteile für Ihre Produkte. www.reich-kupplungen.com 2016-03_ReichAnzeige_ger_185x90AntriebstechnikKonstrukteur_TestingEurope2016.indd Reich.indd 1 1 22.03.2016 12.04.2016 15:04:29 07:52:46 Der Konstrukteur 5/2016 9